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[ Band 3 Brief 189: Caroline an Humboldt Rom, 19. Mai 1810 ]
In diesem Augenblick bekomme ich, mein liebes, bestes Wesen, Deinen Brief vom 24. April. Also ist noch nichts entschieden, nichts vorauszusehen, sogar die Wahrscheinlichkeit bleibt für das Abschiednehmen. Ich kann es nicht über mich gewinnen, aller- teuerstes Herz, auf den Fall Dir die Reise und den Aufenthalt von einigen Monaten in dem geliebten Rom zu verweigern oder durch meine Abreise zu stören. Ich sehe nicht ein, daß Theodor dadurch leiden könnte, einige Monate länger in der Larocheschen Familie zu sein, wie er ja dort so gut während Deiner Anwesen- heit in Königsberg war. Die Rückreise ist uns um nichts teurer, Du seiest dabei oder nicht, die Herreise kann es für Dich allein nicht sein. Nimmst Du aber nicht Deinen Abschied, wendet sich die Sache so, daß Deine Lage so verändert wird, daß Du mit Ehren bleiben kannst und willst, so machen ja auch 14 Tage keinen mächtigen Unterschied in meiner Reise. Das Fatale ist allein, daß ich den Leuten, die mir abkaufen wollen, keine bestimmte Ant- wort geben kann, denn ich möchte es natürlich nicht im Publikum herumbringen, weshalb und warum ich zögere. Wir sind vorgestern bei Thorwaldsen gewesen und haben uns unbeschreiblich an Deiner lieben Büste erfreut. Sie ist doch sehr ähnlich. Mein Herz, Du hast ein sehr kluges und gutes Gesicht. In Deinem Munde aber ist viel Strenge. Sei mir immer mild, meine liebe, süße Seele, ich will es gewiß auch zu verdienen suchen. Ich bin heute von einer Wehmut, die nichts beschreiben kann, doch ist mir nicht übel dabei. Lebe wohl. 398