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[ Band 3 Brief 188: Caroline an Humboldt Rom, 16. Mai 1810 ]
ich nur so das Allerschönste ohne euch sehen müßte, und mir kamen die Tränen in die Augen. Lebe wohl, mein teures Leben. 189. Caroline an Humboldt Rom, 19. Mai 1810 Ich bin, teurer, geliebter Wilhelm, in der peinlichsten Er- wartung, ob die Post mir heute einen Brief von Dir bringen wird. . . . Ich kann Dir nicht genug sagen, wie sehr Rom verändert ist. Man kennt es nicht mehr. Seine Stille ist beinahe Öde geworden. Die Veränderung geht so schnell vor sich, daß ein merkbarer Unter- schied zwischen jetzt und wie es vor meiner Abreise nach Neapel war, ist. Die Klöster sind aufgehoben, d. h. alle nicht aus Rom gebürtigen Mönche sind fortgesendet, diese Auswanderung spürt man außerordentlich in den Straßen von Rom. Die Konskription ist eingeführt und heute soll, wie ich höre, die Aushebung geschehen. Du kannst Dir kaum vorstellen, wie das alles auf die Römer wirkt. Man sieht nichts wie blasse Gesichter, und die Furcht vor der Zukunft drückt sich überall aus. Man kann nicht mehr sagen: »Der Dinge Lösung zu erwarten wäre Rom kein unwürdiger Ort« — man kann nur sagen, daß man hier resignierter als viel- leicht irgendwo die Auflösung aller Dinge erträgt und im schreck- lichen Sturze der Zeiten, umgeben von den Trümmern alles Großen und doch Vergänglichen, selbst aus dem Vergänglichen etwas Un- vergängliches und Ewiges nimmt. Ich versichere Dir, geliebtes Leben, daß Rom in dem Zustande, in dem es ist, einem einen tiefen, womöglich noch tieferen Eindruck macht, wie den längst und ewig empfundenen. Vielleicht wirst Du es auch noch finden. 397