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[ Band 3 Brief 186: Humboldt an Caroline Berlin, 8. Mai 1810 ]
Theodor ist sehr wohl und grüßt Dich und die Schwestern herzlich. Große Angst hat er, daß wir ihm einen Hofmeister nehmen würden. Er frägt alle Augenblicke an: »Nein, Vater, sage einmal im Ernst, Du nimmst mir doch keinen Hofmeister,« und dann erzählt er, wie langweilig so ein Geschöpf sei. Du wirst sehr über ihn lachen. Von Herzen Adieu. Ewig Dein H. 187. Humboldt an Caroline Berlin, 19. Mai 1810 Ich habe aus Deinem letzten Briefe, liebe Li, mit großer Freude Deine Reise nach Pästum ersehen. Du bist ein herrliches Kind und machst allein und trotz der Kinder und des kleinen Hermann alles, was auch sonst für die meisten mit Schwierigkeiten umgeben ist. Es bewährt sich darin immer Deine alte, schöne Natur. Du glaubst nicht, wie innig es mich freut, Dich noch im Genusse dieser herrlichen Gegend zu wissen. Ich bin noch immer in gleicher Ungewißheit. Allein es gehen viel und mancherlei zum Teil sonderbarer Dinge vor, und gegen Ende des Monats muß sich unstreitig, wie es auch kommen möge, etwas ergeben. Es bleibt mir nichts übrig, als jetzt noch geduldig zu warten, und in einer Woche etwa zu sehen, ob ich vielleicht von neuem schreibe. In ewiger Unentschiedenheit lasse ich mich nicht herumziehen. Mit jedem Tage sehe ich indes noch mehr ein, und mit jedem fast drängen sich mir neue Beweise auf, daß ich sehr wohl getan, meinen Abschied zu fordern, und daß es unmöglich gewesen wäre, länger in diesen Verhältnissen zu bleiben. Die ruhigsten und kältesten Menschen sehen es ein, und Kunth zum Beispiel, der gewiß nicht zu den exzentrischen gehört und nicht 392