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[ Band 3 Brief 186: Humboldt an Caroline Berlin, 8. Mai 1810 ]
186. Humboldt an Caroline Berlin, 8. Mai 1810 Ich bin noch immer ohne Antwort vom König und in einer sonderbareren Lage als je. Ich weiß durch die dritte Hand, daß der König mir nicht den Abschied geben, sondern meine Verhältnisse ändern will. Aber er hat es doch bis jetzt nicht getan, und ich kenne die Schwierigkeit, mit der er sich über Dinge dieser Art entschließt, so gut, daß ich auf keine Weise der Sache noch traue. Ich weiß nun in der Tat kaum, was ich Dir raten soll, teures Wesen. Auf der einen Seite könnte ich und sollte Dir vielleicht sagen, abzureisen. Der König beweist, wenn ich es auch sonst nicht hinreichend wüßte, durch sein Zögern genug, daß er mich nicht gehen lassen will, und vernünftig genommen, können sie mich auch weder in meinem Fach ersetzen, noch überhaupt entbehren. Allein auf der anderen Seite weiß ich auch, daß der König mich nicht erhalten kann, ohne meine ganze Lage zu ändern. Dagegen wird man bei ihm von vielen Seiten intrigieren, und er selbst nimmt solche Entschließungen nur gewöhnlich mit großer Schwierigkeit. Das Entbehrenkönnen oder nicht wird hernach so genau nicht beachtet, und daher glaube ich innerlich doch sehr an die Möglichkeit, selbst Wahrscheinlichkeit meines Abschiedes. Ich muß auf alle Fälle auf eine Entscheidung dringen. Denn in dieser Lage zu bleiben, wäre in jeder Absicht töricht. Ich bliebe dann zu- gleich in beständiger Gefahr, wieder zu dem Schritt kommen zu müssen, den ich jetzt getan habe, und dies ist für meine Geschäfte und unsere Privatarrangements gleich verderblich. Denn je weiter man in den einen oder den andern vorgerückt ist, desto unangenehmer ist das plötzliche Abbrechen. Ich werde daher in einiger Zeit, wenn ich keine Antwort bekommen sollte, wieder schreiben. Ich würde es sogar sehr bald tun, wenn ich nicht doch selbst aus Pflicht und des Anstandes wegen Schonung brauchen und Zeit lassen müßte, die etwaigen Beschlüsse auszuführen. 390