< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 3 Brief 182:    Humboldt an Caroline    Berlin, 28. April  1810   ]


Dann hat Dich mein Brief gewiß noch gefunden, vermutlich wohnst
Du dann auch nach Deiner Rückkunft aus Neapel noch in unserm
Hause, hattest auch die Pferde noch nicht verkauft, und so geht
alles gut. Es wird Dir doch Spaß machen, noch so im Moment
im Vaterland auf den Grund zu gehen, in die Höhe gehalten zu
werden.
Dein Plan mit dem 22. August ist sehr liebevoll und hat mich tief
gerührt. Du bist so gut und lieb, einzig süßes Kind. Mit dem Ent-
wöhnen, Du holdes Kind, bist Du aber nicht sehr folgsam gewesen.
Du hättest wohl Ende Januar ohne allen Schaden entwöhnen können.
Allein das Holde hat auch gern sein Köpfchen, und das Stillen ist
nun einmal Deine Passion. Ich bin also nicht böse. Ich halte es
nicht für gut, weder für den Kleinen, noch Dich. Allein was auch
allgemein schadet, kann im einzelnen Fall gut ausgehn, und das
wollen wir hoffen, und mein Kind soll immer seine Freiheit haben;
ich wollte lieber Leid mit ihm teilen, als es je an etwas genau
binden. Den Pupo küsse herzlich, und sage ihm, er solle nicht
zürnen, daß ich solche Entwöhnungsgedanken gehabt hätte. Wo
aber nur der gute Pupo wird herumgetragen werden, um sich die
Milchgedanken zu vertreiben; ob am Albaner See oder im Reußi-
schen Garten. Welche Alternative! Heute sind es gerade 14 Tage,
da ich Dir zuerst zu bleiben schrieb. In 14 Tagen weiter muß
doch alles entschieden sein.
Der Adelheid ihr Brief ist Gold wert; er spricht zugleich ihre
eigene und die italienische Lebendigkeit in vollem Maße aus, und
ich habe ihn viele Male hintereinander gelesen, auch die Zeichnung
ist sehr sinnreich und hübsch. Ich habe den Brief Uhden *) gezeigt,
dem er sehr viel Freude gemacht hat. Ich weiß, daß er an einem
so italienischen Wesen ungemeines Gefallen findet. Wir sind beide

———
*) Vgl. S. 77.

                                                                       383