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[ Band 3 Brief 37: Caroline an Humboldt Rom, 25. Januar 1809 ]
frappiert ist Uhden *), und daß man Deine Ankunft dort nicht ab-
gewartet hat, da alle Minister Dir dieses eigentlich versprochen
hatten. Uhden ist sehr schlimm, und ich lehne mich, offenherzig ge-
sprochen gegen Dich, dagegen auf. Der König kann mit Ehren,
und wenn er dem Papst Achtung und Freundschaft bezeugen will,
Uhden auf keinen Fall wieder hierher schicken, denn die Scheidungs-
und Heiratsgeschichte und die Religions-Hin- und Heränderung ist
und bleibt ineinandergreifend und gehässig, und der Papst muß
in seiner jetzigen schwierigen und schon von allen Seiten so ge-
trübten Lage delikater und empfindlicher auf die Wahl des Indivi-
duums sein, dem man die Führung der Geschäfte hier vertraut.
Mit Ungeduld sehe ich Deinen ersten Briefen aus Berlin entgegen.
Ich dachte immer, die nahe Verwandtschaft des Kaisers mit dem
König von Neapel **) würde dort eine Gesandtschaftsstelle not-
wendig machen, und dachte, Du würdest sie mit dem hiesigen Posten
in Verbindung bringen können. Nun, ich wiederhole noch einmal,
wie Du es machst, so wird es einzig haben gemacht werden können,
denn Du liebst ja Italien über alles. Ach, ich kann sie jetzt nicht an-
sehen, die Berge, ohne daß mir nicht das Herz vor Wehmut schwillt.
Aber sei nur getrost, meine teure Seele, wir sehen sie doch noch zu-
sammen wieder, und die endliche Ruhe erwartet uns bei der Pyramide.
Heute hoffe ich Dir die Zeichnungen des Pozzo ***) zu schicken.
Es frägt sich, ob man ihn restaurieren soll? Zoëga und d’Agin-
court †) sind dagegen, finden ihn so unendlich interessanter, ein ein-
———
*) Wilhelm Uhden war der Vorgänger Humboldts in Rom gewesen
und hatte seinen Posten dort hauptsächlich mißlicher Familienverhältnisse
wegen (seine Frau hatte sich von ihm getrennt und lebte mit Thorwaldsen)
aufgegeben.
**) Seit dem 1. August 1808 war Murat, der Schwager Napoleons I.,
als Joachim I. König von Neapel.
***) Vergl. S. 68.
†) Französischer Kunsthistoriker, geboren 1730, † 1814.
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