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[ Band 3 Brief 180: Humboldt an Caroline Berlin, 14. April 1810 ]
zu finden weiß. Gehe ich, so ist mir auch nicht bange. Du wirst mich nicht tadeln, das weiß ich. Wenn auch unsere Vermögens- umstände so schlecht ständen, als sie jetzt leidlich sind, täte ich das- selbe. Daran kann und muß man, wie sehr und innig man die Seinigen auch liebt, nie seine Dienstverhältnisse hängen. Ich weiß, daß dies durchaus auch Deine Meinung ist, und wie es kommen möchte, werde ich für Dich und die Kinder zu sorgen wissen, wie ich es so lange, ehe Du selbst Vermögen besaßest, getan habe. Ich weiß ferner wohl, daß ich nicht frei von übler Nachrede bleiben werde. Man wird mich des Stolzes, des falschen Ehrgeizes be- schuldigen, man wird vielleicht gar sagen: es hätte mir nur daran gelegen, Preußen zu verlassen, und ich hätte daher gern diesen Vorwand ergriffen. Man wird endlich vielleicht sogar darin Un- gehorsam gegen die königlichen Befehle finden. Aber in solchen Dingen folge ich nun einmal nur mir und kehre mich nicht an das Reden der Menschen. Lebe jetzt wohl, ewig geliebtes, teures Wesen. Welche Un- gewißheit, Dich hier zu sehen oder dort zu finden, aber immer habe ich Dich, und das ist die Hauptsache, die einzige, in der ich lebe und bin und ewig leben werde! Ewig Dein H. 181. Humboldt an Caroline Berlin, 24. April 1810 Die Langsamkeit entwickelt sich nach und nach; die Kabinetts- order ist wirklich offiziell mitgeteilt worden, aber erst heute, so daß ich noch nichts habe tun können. Sie ist ganz so geblieben, wie ich sie kannte; die Minister haben auch kein einziges erläuterndes, oder entschuldigendes, oder milderndes Wort hinzugesetzt. Sie machen mir also sehr leichtes Spiel. Den nächsten Schritt, das Abschiednehmen, habe ich nun in meiner Hand, und 377