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[ Band 3 Brief 180: Humboldt an Caroline Berlin, 14. April 1810 ]
wäre. Aber die Kabinettsorder ist einmal unterschrieben, sie ist förmlich ergangen, nur nicht mir und den anderen Staatsräten publiziert. Publizieren sie die Minister nicht, da ich sie einmal, wie sie wissen, kenne, so geben sie einen Beweis ihrer Schwäche, den ich ihnen nicht zutrauen kann. Publizieren sie sie, so lasse ich mich durch nichts in der Welt abhalten. Mein Entschluß ist genommen, und wenn ich gleich gar nicht fest aussehe, verstehe ich es doch zu sein. Dann kann der König es nur abwenden, wenn er mich zum Minister macht oder eine Ausnahme für mich bildet, und dies wäre ein solcher Beweis von Gnade, daß ich, ob er mir, gleich jetzt große Proben seines Vertrauens gegeben hat, sie nicht voraus- sehen kann. Also sehe ich wenig Auswege. Fordere ich aber einmal, so lasse ich mich weder durch Vorstellungen noch Drohungen abwendig machen, sondern beharre auf meinem Willen. Das Schlimmste wäre, wenn die Minister aus Unentschlossenheit — und das sieht ihnen sehr ähnlich — die Kabinettsorder bloß noch eine Zeitlang liegen ließen. Hedemann hat mir bei dieser Gelegenheit wieder sehr viel Freude gemacht. Er ist äußerst traurig darüber, weil er mich un- endlich ungern verliert, aber es ist ihm auch keinen Augenblick ein- gefallen, mir zu raten, anders zu handeln. Kunth ist auch meiner Meinung. Auf jeden Fall wird mein Weggehen großes Aufsehen machen, ich hatte noch am meisten das Vertrauen im Innern, meine Partie war die einzige, die vorrückte, und im Auslande bin ich der einzige Name, den man von allen übrigen kennt. Dies alles kann noch machen, daß man doch vielleicht die Sache so ändert, daß mein Grund zum Abschied hinwegfällt. Ich bin übrigens ganz ruhig und so heiter, als Du mich immer kennst. Niemand gewiß hat mir in diesen Tagen einige Bewegung angemerkt. Muß ich bleiben, so arbeite ich für eine Sache, die mir lieb ist, die ich verstehe, in der ich jetzt mich ganz 376