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[ Band 3 Brief 180: Humboldt an Caroline Berlin, 14. April 1810 ]
Gewicht und Ansehn dadurch, daß ich selbst in meinem Departe- ment nicht mehr gleich nützlich, als jetzt sein kann. Es ist möglich, daß sich die Sache noch wendet. Denn da ich schon meine Ge- sinnung erklärt habe und man sie im Ministerium und bei Hofe weiß, so ist es möglich, daß man die Order- zurücknimmt oder Modifikationen macht. Allein es ist mir nicht wahrscheinlich, und die Sache ist so, daß sie sich schnell entscheiden muß. Ich bitte Dich also, wenn Du noch in Rom oder Neapel bist, nicht abzureisen, bis Du einen anderen Brief von mir bekommst. Mein Plan ist nämlich der: wenn ich meinen Abschied nehme, so gehe ich nie wieder in Dienst. Denn ich diene einmal fest und gewiß keinem andern Lande wie Preußen. Ich komme also dann nach Italien zu Dir und bin vermutlich in wenig Monaten bei Dir. Wir überlegen dann, ob wir in Italien bleiben oder im Herbst oder Frühjahr hierher zurückkommen. Wenn ich sage hierher, meine ich nur Deutschland. Denn in Berlin hat keiner von uns beiden ein Interesse zu leben, und es ist für unser Vermögen verderblich. Nur ein Umstand ist bedenklich und traurig. Theodor kann ich jetzt nicht mitbringen. Ich lebe nur für Dich, liebes, teures Wesen. Wenn ich den Abschied nehme, ganz. Ich habe keine Bedürfnisse außer mir selbst und dem Leben mit Dir, wenn Du fortfährst, so gut zu sein mit mir, wie Du immer warst. Mir ist jedes Land, jeder Ort, wo Du lieber bist, auch der liebste. Ich liebe Italien sehr, unendlich, aber Du hast es ganz in Deiner Hand, mich an jedem Ort, wie er sei, gleich glücklich zu machen, und hast es immer getan. Also entscheide so, als wenn mir alles durchaus gleichgültig wäre, bloß nach Deinem Gefühl und Deiner Lust. Sind die Pferde noch nicht verkauft, so verkaufe sie auch nicht, liebes Herz. Dies hatte ich Dir für unsere Arrangements zu sagen. Du kannst mir glauben, daß ich es nicht sagen würde, wenn die Sache nicht ernsthaft 375