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[   Band 3 Brief 174:    Caroline an Humboldt     Neapel, 22. März 1810   ]


drinnen sitzen, es sieht ordentlich rührend aus. An einer Stelle
sieht man den Eindruck einer Maske in der Lava (von einer Statue),
so scharf, so bestimmt, kein Künstler könnte es bestimmter und
besser abgießen. Herkulanum wird schwerlich jemals mehr aus-
gegraben werden, weil ein großes und schönes Paëse, Portici
darauf steht, weil es auch eine ungeheure Arbeit sein würde, nicht
aus Erde, sondern aus Stein herauszugraben, eigentlich heraus-
zuhauen. Aber es sind wahrscheinlich große Schätze da unter-
gegangen, der Schönheit und Größe des Theaters und der Biblio-
thek nach zu urteilen, die auch zufällig entdeckt wurde.
Pompeja, das man recht bequem sieht, ist wirklich außer-
ordentlich merkwürdig. Nach und nach wird man die ganze Stadt
wieder herstellen. Wenn man nach einem Plan gleich von Anfang
an gegraben hätte, so wäre sie es schon. Sie ist nicht mit Lava,
sondern nur mit einem Aschenregen überdeckt worden. Man geht
auf den alten Straßen, man sieht die Spuren der Räder, obgleich
die Straßen sehr schmal waren, man tritt in die Häuser und
Budiken, die meist an den Ecken angebracht sind. Die Häuser
sehen sich im ganzen ähnlich. Immer ein viereckiger Hof mit einem
mit Marmor sorgsam eingefaßten Bassin in der Mitte, die Zimmer
ausgemalt in der Arabeskenmanier. Wenn die Meublen noch
herumständen, die von Stein und Bronze sich erhalten, die kleinen
Götter neben den Hausaltären ständen, so müßte die Täuschung,
als könnten die ehemaligen Bewohner wieder eintreten, ins Un-
endliche gehen. Ich kann Dir nicht sagen, wie sehr Du mir gefehlt
hast, wie ich Dich zu mir gewünscht habe. Pompeja ist weniger
prächtig und opulent als Herkulanum gewesen, vieles ist nur in
Stuck, die Bildhauerei auf diesem Stuck ist schlecht, aber die
Masse des Stucks ist das Feinste, was man sich denken kann.
In Pompeja sind zwei Theater, ein kleines neben dem Soldaten-
quartier und ein größeres für Publikum, eine Schule mit dem

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