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[ Band 3 Brief 172: Humboldt an Caroline Berlin, 17. März 1810 ]
muß eigentlich, wie das Gold im Schacht, einsam und dunkel bleiben, und das hindert doch nicht, daß es nicht sehr mächtig und sehr wohltätig um sich herum walte. Ich bin sicher überzeugt, daß die Macht, die Frauen ausüben, unendlich größer ist, als die, welche von Männern ausgeht. Ohne es zu wollen, prägen Frauen in allen Verhältnissen die Gemüter nach sich um. Der Aufenthalt in Laroches Hause ist Theodor äußerst wohltätig gewesen. Er und sie lieben ihn außerordentlich. Du wirst überhaupt mit großer Freude bei Carl sein. Du glaubst nicht, wie treu er uns anhängt, und wie brav er in jeder Rücksicht ist. Von jedem, von dem er glaubt, daß er mir gut ist, denkt er gut, und wo er das Gegenteil auch nur noch so fern ahndet, ist er, was sonst gar nicht sein Charakter ist, mißtrauisch. Ich hoffe, Laroche jetzt auch in seinem Dienst fortzuhelfen. Das ist zwar schwer, denn, ob er gleich im allgemeinen gut dient und höchst fleißig ist und die ihm nun einmal anvertraute Partie versteht, so fehlt es ihm an allem, was im Dienst eigentlich weiter bringt. Es fehlt ihm an dem Ehrgeiz und Selbstvertrauen, die zu jedem Emporkommen in Stellen unumgänglich notwendig sind. Er ist sogar zu bescheiden, zu gutmütig und stellt sich zu leicht gegen andere in den Hintergrund. Darum war es auch mir unmöglich, ihn zum Staatsrat emporzubringen oder ihn an die Spitze eines Collegii zu setzen. Vom Staatsrat hielt ihn selbst die ökonomische Rück- sicht zurück. Er und die Frau meinen, es sei für die Einkünfte sicherer, bei dem Oberbergrat hier als beim Ministerium zu stehen. Welche Katastrophen auch kommen möchten, so würden die in der ersten Art angestellten immer sicherer in ihren Posten bleiben als die andern. Unter diesen Umständen habe ich nur betreiben können, daß er zweiter Direktor des Oberbergamts wird und eine Zulage erhält. Er hat jetzt ungefähr 2500 Taler. Darin nun hoffe ich auch glücklich zu sein. Dohna ist ihm gut, nur ist es freilich un- 360