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[   Band 3 Brief 169:    Humboldt an Caroline    Frankfurt a. d. Oder, 4. März 1810   ]


stellen kann, immer tiefer und harmonischer gefühlt, und meine
Sehnsucht zu Dir ist mit jedem Tage unseres Zusammenseins ge-
wachsen. Darum fürchte ich auch jetzt weniger von heterogenen
Beschäftigungen, wenn Du mir nur bleibst, und ich Dich bald
wieder hier besitze. Ich denke auch nicht, daß das Leben, wie ich
es jetzt führen muß, unser häusliches zu sehr stören soll. Es läßt
sich darin doch vieles einrichten, und wenn nur erst einige Monate
hin sind (an Jahre kann man jetzt in keiner Lage denken), so werde
ich auch weniger mit Arbeiten und Zerstreuungen überhäuft sein.
Adieu mein einzig teures Herz. Mit inniger Liebe ewig Dein H.


170. Humboldt an Caroline                 Berlin, 6. März 1810

Ich bin heute vor ein paar Stunden wieder hier angekommen,
liebe Li, und befinde mich sehr wohl.
Mein Aufenthalt in Frankfurt ist noch sehr brillant
gewesen. Die Studenten haben mir am zweiten Abend eine Musik
mit Fackeln und einem lauten Vivat gebracht. Zwei kamen in
meine Stube und haranguierten mich. Die ganze Stadt war in
Alarm und die Sache eine allgemeine Fete. Am letzten Tag gab
mir die Universität ein Diner. Im Ernst aber habe ich manches
Gute bewirken können und den Leuten doch wieder Mut und Ver-
trauen gegeben. Es sind auch einige neue Professoren, die ich hin-
berufen, da, durch die die Universität schon sehr gewonnen hat. Wie
das gelehrte Volk um mich herum ist, kannst Du überhaupt nicht
glauben. Neulich hat einer aus Leipzig in einem Brief an mich
auf Alexander und mich die Worte aus Tasso:
               »Dem Kind schon klang
               Der Name Herkules von Este,
               Schon Hyppolit von Este voll im Ohr«

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