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[ Band 3 Brief 166: Humboldt an Caroline Berlin, 24. Februar 1810 ]
siert. Er hat mir erzählt, Laroches Bedienter sei dabei gewesen, wie mein Bedienter meine Hemden eingepackt habe, da habe er gesehen, daß viele zerrissen gewesen wären und hinzugesetzt, daß sein Herr darin viel ordentlicher sei. Theodor setzte aber gleich ganz ver- nünftig hinzu: »wenn die Mutter kommt, wird sie das schon in Ordnung bringen; ein Mann allein bekümmert sich um so etwas nicht«. Ach! liebe Seele, wenn nur die Hemden in Unordnung wären, um Deine Hilfe abzuwarten, so wäre es so schlimm noch nicht mit mir! Heute ist ein rechter Tag der Sehnsucht. Es hatte die Tage hier gefroren, nun geht so ein lauer Tauwind, und der Schnee schmilzt, und die Luft bewegt einem unwiderstehlich den tiefsten Busen, daß man sich nicht halten kann und weinen möchte und vergehen in unbefriedigtem Verlangen. Verzeih dem armen Herzen. Es ist ohne Dich oft sehr krank. Gestern war Dein Geburtstag, mit welcher Inbrunst habe ich Deiner gedacht! Das ist nun der zweite, den ich nicht mit Dir gesehen habe. Ich glaube, ich trennte mich um keinen Preis wieder so lange von Dir. Man denkt sich immer weit selbständiger wie man ist. Ich bin jetzt wieder hier, wie ich vor unserer Heirat war. Aber ich kann nicht finden, daß ich mich minder heftig, minder ununterbrochen nach Dir sehnte, teuerstes, himmlisches Wesen. Schone Dich nur recht, meine holde, teure Li, daß Du mir recht lange bleibst, daß ich Dich nie verliere, ich ertrüge es nicht. Mein ganzes Leben ist an das Deine geknüpft. So viele Jahre hindurch bist Du mein Ein und mein Alles gewesen. Ich danke Dir jede Freude, jedes Glück, alles was besser und edler in mir ist. Oh! sei mir ja fortdauernd gleich gut und habe Nachsicht mit mir. Es kann Dich niemand wieder so lieben, als ich, Du kannst niemandem so viel geben, niemandem so viel rauben, als mir. Ich werde gewiß auch ununterbrochen darauf denken, Dir das Leben süß und leicht zu machen, auch in Deiner neuen hiesigen 345