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[ Band 3 Brief 165: Humboldt an Caroline Berlin, 22. Februar 1810 ]
Ich war heute im Hause und bin noch durch alle Stuben mit dem Gedanken gegangen, wie es sein wird, wenn Du und die Kinder da sein werden. Ach! solche Räume sind eigentlich furchtbar. Wie gedankenlos kann man über Stellen hingehen, die hernach auf ewig Schmerz oder Freude dem Leben einprägen. Für uns kann dies Haus gegen alle vorigen eins werden: wir können die Li darin verheiraten! Das gute liebe Kind, ich zittere eigentlich davor, wenn sie nicht recht eigentlich liebt, so ist es ein schreckliches Wagen, und die Li, glaube ich, könnte recht unglücklich sein. Ich muß hier schließen, weil ich bei Prinzessin Ferdinand esse, aber nach Tisch schreibe ich weiter. Lebewohl so lange, holdes, teures Herz. Wenn Du Dich erst mit mir bei Ferdinands ennuyieren wirst! Neulich nach Tisch schliefen fast alle ein. Ein göttliches Leben!! Ich bin wiedergekommen, liebe Li. Die Prinzessin Ferdinand ist outriert über die Kälte, was wirklich eine liebenswürdige Seite an ihr ist. Du mußt aber auch wissen, daß es aufs neue ent- setzlich geschneit hat und ein ordentlicher zweiter Winter gekommen ist. Ich habe ihr erzählt, daß Du Ende Januars noch kein Holz gekauft hättest, und sie hat mir aufgetragen, Dir zu sagen, daß sie nicht begriffe, wie Du da weggehn könntest, man könnte seinen Mann sehr lieb haben, aber eine warme Sonne ginge doch über alles, sie käme gewiß nicht, wenn sie einmal so glücklich wäre, da zu sein. Ich hoffe, wenn Du kommst, etwas freier von Arbeit und Be- suchen zu sein, als ich jetzt bin. Das Laufen der Menschen geht von 8 Uhr an und dauert manchmal bis 2 Uhr ununterbrochen fort. Dienstag, Donnerstag und Freitag gehe ich zu meinen Vor- trägen selbst aus, die auch meist den ganzen Vormittag hinnehmen. Aber aus den Gesellschaften ziehe ich mich, so viel es immer gehen will, zurück, wenn ich auch heiter darin scheine und oft die andern 343