< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 165: Humboldt an Caroline Berlin, 22. Februar 1810 ]
sollst. Es ist die Hälfte der unteren Etage im Reußischen Palais *). Du erinnerst Dich vielleicht des Hauses, wir waren einmal mit der kleinen Li im Garten da. Das Palais hat einen schönen Garten, wohl den schönsten in Berlin, und die Zimmer, die ich Dir bestimme, gehen nach dem Garten gegen die Mittagsseite heraus, das, worin Du, denke ich, wohnen sollst, hat außer dem Ofen auch einen Kamin, was im Sommer, wo der Ofen doch zu heiß ist, an- genehm ist. Das Quartier ist nicht übermäßig groß, hat aber doch 22——24 Piecen, und die, die wir und die Kinder bewohnen werden, sind durchaus freundlich. Auch ist es sehr anständig. Feten kann man darin nicht geben, das war mir aber auch recht lieb. Wir wollen ja doch eher klein leben, und da ich viel mit dem Hofe um- gehe, und sie sehr gern ihre Langeweile auf irgend eine Weise töten, so hätte ein großes Quartier uns sehr leicht entrainiert. Der Preis ist 550 Taler jährlich, ich habe aber nur erst auf ein Jahr gemietet, weil jetzt alles zu ungewiß ist. Ehemals trug diese Wohnung 800 Taler Miete. Indes ist sie auch jetzt für die Entfernung vom Mittelpunkt der Stadt nicht wohlfeil, aber mir lag für Dich be- sonders sehr an diesem Quartier. Du armes Kind kannst freilich nie Ersatz finden für das, was Du aufgibst, aber eine freundliche Woh- nung mit einem Garten ist doch hübscher, als eine in enger Straße. Die Lage des Hauses ist nur für die Menschen, die Ge- schäfte bei mir haben, unbequem. Ich habe zwar meine Geschäfte jetzt auf dem Heinrichschen Palais **) und dem Schloß, allein ich mache mir aus weitem Gehen nichts, und Du müßtest doch überall Equipage haben. Dann ist auch die Lage wieder angenehm. Sie ist nur zwei Schritt vom Tor, und alle vornehme Gesellschaft wohnt dicht herum. ——— *) Leipziger Straße 3, das später Mendelssohnsche Haus, jetzt Herrenhaus. **) Jetzige Universität. 342