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[   Band 3 Brief 164:    Humboldt an Caroline    Berlin, 16. Februar 1810   ]


Schicksal anspruchslos danken muß, nicht ein Verdienst, wenn man
ein langes Leben hindurch, wo man mit der Unreinheit und der
Trockenheit der Wirklichkeit zu kämpfen hat, wo die Jahre selbst
vieles abstreifen, immer den Sinn für die schönste und höchste
Weiblichkeit frisch und rege erhält, ohne doch darum sich klösterlich
zu benehmen und dem feinen Aussuchen und Prüfen aller Lebens-
verhältnisse und aller Individualitäten Eintrag zu tun, das auch
so notwendig ist.
Für mich wird das ewig der Maßstab meines eigenen Wertes
bleiben. Solange ich Dich so fühle, so liebe, wie jetzt, mein aller-
teuerstes Herz, so daß ich deutlich empfinde, daß das Gefühl unab-
hängig ist von allem äußeren Verhältnis, selbst dem der Kinder,
daß es nur auf dem Erkennen der inneren Natur beruht, und daß,
wenn ich auch heute Dich zum erstenmale sähe, ich mein Dasein
daran setzen würde, Dich zu besitzen, solange habe ich Mut, alles zu
tun und alles zu leiden, solange verzweifle ich nicht an mir selbst,
solange genieße ich Natur und Kunst und bin sicher vor allen solchen
Verirrungen.
Umarme die Kinder und lebe herzlich wohl.
Ewig Dein  H.


165. Humboldt an Caroline              Berlin, 22. Februar 1810

Ich habe zwei Briefe von Dir bekommen, liebe Li, vom 23.
und 27. Januar, die mich unendlich gefreut haben, weil
ich daraus ersehe, daß Du mit den Kindern durchaus
wohl bist. Theodor und ich sind es auch und freuen uns jetzt mit
jedem Tage Deiner näherrückenden Ankunft. Ich habe heute ein
Haus hier für uns gemietet, mit dem Du, denke ich, zufrieden sein

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