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[ Band 3 Brief 159: Humboldt an Caroline Berlin, 27. Januar 1810 ]
brochenen Sachen, daß ich kaum für das Blatt, auf dem ich schreibe, Platz habe. Ängstige Dich aber darüber ja nicht. Wenn jemand schnell und leicht mit seiner Arbeit zustande zu kommen versteht, bin ich es. Ich gehe dabei immer sehr viel aus. Daß mir der König während meiner Abwesenheit den neu gestifteten Orden gegeben hat, weißt Du vielleicht schon durch Zei- tungen, sowie, daß ihn auch Alexander bekommen hat. Es ist nämlich eine zweite und dritte Klasse des Roten Adlerordens neu errichtet worden. Die zweite hat niemand bekommen, die dritte ungefähr 50 Menschen, die 4 Minister, einige (nicht alle) Geheime Staatsräte und sonst von allen Ständen, Gelehrte, selbst Iffland. Die Wahl der Menschen ist im ganzen gut, nur ist es wunderbar genug, daß die Minister nun die dritte Klasse haben, da einige Geheime Staatsräte und Gesandten schon länger den großen Roten Adlerorden, also die erste Klasse tragen. Da es einmal jetzt diese neue Auszeichnung gibt, war es freilich besser, sie zu haben, als übergangen zu sein, und insofern hat es mich gefreut, sie bekommen zu haben. Außerdem hat sich in meinen Dienstverhältnissen das verändert, daß ich zugleich Chef der Medizinalsektion geworden bin. Es bringt mir keinen Pfennig mehr ein und macht freilich viel Arbeit mehr, allein ich habe, wenn ich einmal diene, lieber mehr, als weniger Einfluß, und wir haben ja immer mit Ärzten zu tun gehabt. Du begreifst aber, daß bei der sonderbaren Vereinigung von Departements, die sich bei mir befindet, es nicht an Leuten fehlt, die mich auf alle Weise überlaufen, und ich habe den großen Grundsatz, ohne die dringendste Not nie abzuweisen. Über meinem Schreibtisch hängt eine kleine Landschaft von Burgörner, wo der Kirchberg die Hauptrolle spielt, aber auch die Pappelallee zu sehen ist. Von der Pappelallee sahst Du mir nach, als ich nach dem ersten Besuch in Burgörner von Dir ritt. Du schriebst es mir nach Göttingen. Du warst schon da so gut und 327