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[   Band 3 Brief 140:    Humboldt an Caroline    Conitz in Westpreußen, 8. Dezember 1809,   ]


Königsberg habe ich mit großer Gleichgültigkeit verlassen, aus-
genommen Motherbys *), von denen ich Dir schrieb. Es hat mir
wirklich weh getan, von ihnen zu gehen, und ihnen auch. Ich war
sehr heimisch in dem Hause geworden, und es freut mich noch
jetzt. Es ist doch traurig, neun Monate an einem Orte zu sein,
und weder jemand zu vermissen, noch vermißt zu werden. Wenn
ich im Dienst bleibe, habe ich ausgerechnet, daß ich 1811 wieder
nach Preußen reisen muß, um die Schulen zu besichtigen. Dann
reisest Du wohl mit mir. Man muß auch Nachtseiten der Erde
sehen, und wir wollen es kurz machen, und ich will Dich schon
amüsieren. . . . Ich muß abbrechen, da der Wagen eben fertig ist.
Aber ich nehme den Brief mit, da ich ihn schneller selbst befördere.


141. Humboldt an Caroline                       Bahn in der Neumark,
                                          10. Dezember, um Mitternacht

In welche schreckliche unerhörte Orter muß man kommen,
wenn man durch dies traurige Land reist! Gewiß hat
Dein Ohr nie diese furchtbaren Namen gehört. Möchten
Deine Augen ewig gleich unschuldig bleiben. Schon um Mitter-
nacht flößt dieser Ort Entsetzen ein. Die Wege hören nicht auf,
über alle Maßen schlecht zu sein, und ewige Regenschauer machen
sie nicht lieblicher. Wo sie besser sind, da ist Sand, und da sind auch
gerade Posten und Postillone so schlecht, daß man wieder deshalb
nicht fortkommen kann. Wie die Wege sein müssen, kannst Du
daraus schließen, liebe Seele, daß ich zur Hinreise nach Königsberg
nur viereinhalb Tage mit den Nächten brauchte, und jetzt, wo ich
noch 17 Meilen entfernt bin, schon sechs volle Tage und vier
ganze Nächte unausgesetzt gefahren bin. Die erste Nacht blieb ich-

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*) Vgl. S. 239.

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