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[   Band 3 Brief 132:    Caroline an Humboldt     Rom, 18. November 1809   ]


Mission nach Neapel machte, wir würden dort sehr gut aufge-
nommen. Habe ich Dir gesagt, daß, wie man mich letzthin dem
König von Neapel *) präsentierte, er erwiderte: »On ne peut pas
avoir un plus beau nom que le Vôtre, Madame.« Ja, mein
Lieber, Du und Alexander habt allerdings den Namen sehr ver-
herrlicht, das sehen auch alle Menschen ein.
Was Du von meiner Hand sagst, freut mich unglaublich,
denn ich selbst habe immer die Empfindung, eine heilige Ver-
sicherung meines Wohlwollens zu geben, wenn ich jemand die
Hand drücke. Ich tue es darum, ohne weiter es mir vorzunehmen
oder daran zu denken, auch nur sehr selten.
Die Kinder sind alle wohl und munter. Auch die Liebe der
kleinen Temples, die sonst so zurückhaltend und eigentlich kältere
Naturen sind, ist sehr rührend. Der Schmerz des armen Chevaliers
nimmt eher zu als ab. Sein Anblick bewegt mir das tiefste Herz
und die tiefsten Schmerzen darin. Er geht zu niemand als zu-
weilen zu mir, und dann nimmt er oft so auf einmal meine Hand
und drückt sie heftig und sagte einmal: »Je ne puis parler avec
personne, mais vous, vous m’entendez.«
Lebe wohl, mein teures Herz! Ich umarme Dich tausendmal.


133. Humboldt an Caroline            Königsberg, 20. November 1809

Es ist nun entschieden, daß man im Anfange künftigen
Monats nach Berlin geht. Krusemarck **), der zum Kaiser ***)
geschickt war, ist vorgestern zurückgekommen. Ich habe

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*) Vgl. S. 77.
**) General v. Krusemarck, geb. 1767, † 1822, wurde 1810 preußischer
Gesandter in Paris.
***) Napoleon.

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