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[   Band 3 Brief 100:    Humboldt an Caroline    Königsberg, den 1. August 1809.   ]


in die Seelen und das Wesen der Kinder übergeht. Der feine
Zusammenhang des Geistigen und Körperlichen, den Du so originell
und wahr hier auf eine der Kunst analoge Weise bestimmst, entgeht
auch den sonst feinfühlenden Menschen so leicht. Sie schneiden
die zart verschmolzenen Gebiete scharf ab und denken das eine
höher zu ehren, indem sie das andere gleichsam verachtend verlassen.
Ja, es ist wunderbar, daß vielleicht keiner ihn überall zu begreifen
und zu ehren versteht, sondern jeder nur da, wohin ihn, durch wohl-
tätige Richtung der Natur, sein eigener Hang hinlenkt.
Ewig Dein H.

101. Humboldt an Caroline            Königsberg, 4. August 1809

Der gestrige Geburtstag des Königs, den man zwar nicht
mit Feten, aber (vermutlich im Gegensatz) mit unendlichen
kirchlichen und Universitätsreden gefeiert hat, hat mich um
alle Zeit gebracht.
Die Krankheitstage Wilhelms sind mir sehr nah. Es ergreift
mich noch immer wie im ersten Moment, wenn ich an ihn denke.
Wenige Tage vor seiner Krankheit sagte er mir noch einmal an
dem Fenster nach Gallero zu: »Du bist ein recht guter Vater.«
Die Worte sind mir ewig geblieben. Du wirst das Haus [in Ariccia]
wiedersehen — ich sehe es gewiß auch wieder. Es werden bald
größere Dinge vorgehen und vieles zersprengt werden, was mich
jetzt hält, in einen völligen Privatstand zurückzukehren. Meine
öffentliche Laufbahn hier nähert sich wohl ihrem Ende, und ich bin
glücklich, ein Fach gehabt zu haben, in dem ich allein, was man
gemeinhin die großen Geschäfte nennt, fremdbleiben konnte.
Mir ist heute ein närrischer Zufall begegnet. Ich hatte einen
Barbier, dessen Miene mir lange nicht gefiel. Er war ein sehr

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