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[   Band 3 Brief 101:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 4. August 1809   ]


großer starker Mensch und sah immer boshaft aus. Heute lagen
drei Louisdor auf meinem Tisch, und wie ich und der Bediente ihn
einen Augenblick allein lassen, fehlt einer. Ich bemerkte es gleich,
ließ den Bedienten hinausgehen, schloß die Tür zu und kapitulierte
nun mit ihm, mit der Versicherung, er käme nicht zur Stube heraus,
ohne den Louisdor gegeben zu haben. Er wurde patzig, versicherte,
ich könnte ihn durchsuchen, allein ich sagte, ohne es zu wissen, er
hätte das Stück im Stiefel, und das frappierte ihn so, daß er den
Stiefel auszog und mir den Louisdor wieder gab. Ich wollte mich
nun zum Barbieren hinsetzen, hatte aber doch eine Art von Angst,
ihm nach der Szene meinen Hals anzuvertrauen und schickte ihn
fort. Nachher habe ich sehr lachen müssen.
Ich schließe wieder mit einem Sonett. Du wirst wie in der
Braut von Korinth sagen: »und die arme Frau erliegt der Wut«.
        Wie eine Pflanze, die, des Südens Zonen
          entrissen, unter fremdem Himmel sprießt,
          wenn auch des Nordens Stürme sie verschonen,
          doch furchtsam nur und bang die Zweige schießt;
        So ist das Weib — in höhern Regionen,
          die wolkenloser Äther rein umfließt,
          bestimmt in ew’ger Klarheit frei zu thronen —
          ein Fremdling nur, der diesen Boden grüßt.
        Wie rein und zart ist ihre Brust besaitet,
          fühlt nicht der Männer irdisches Geschlecht;
          wo sie mit scheuem Fuß durchs Leben schreitet,
        Stößt sie auf Rauheit und auf schroffes Recht;
          der zart’ste Laut, der himmlisch ihr entgleitet,
          kehrt nur zum eignen Busen ungeschwächt.
Ich habe Sand auf diesen Brief gestreut, weil ich kein Lösch-
blatt habe. Tue Du es mir aber nicht nach. Mir geht’s doch
auch oft, wie im Werther steht: »Die Züge deiner Hand sind zu un-
endlich lieb.« Ich sehe immer erst die Adresse lange an! Lebe wohl!
            H.

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