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[ Band 3 Brief 97: Caroline an Humboldt Albano, 26. Julius 1809 ]
Die letzten Nachrichten, die wir hier von den Kriegsereignissen haben, sollten auf einen baldigen Frieden schließen machen. Wird das nicht des Königs Rückkunft nach Berlin bestimmen? Wirst Du den Winter in Königsberg bleiben? Auf das Frühjahr sehe ich doch nicht anders als vernünftigerweise meine Rückkehr voraus, denn die Regierungsveränderung in Rom, und daß Rom gar vielleicht nicht der Sitz der Verhandlung geistlicher Angelegenheiten bleibt, läßt mich weniger wie je auf Deine Rückkehr, teurer, ge- liebter Wilhelm, schließen. Ich denke daher etwa den 1. April Rom zu verlassen, in einem Monat bin ich bei Papa und zwei Monate muß ich dann wohl bei ihm bleiben. Ach, so dauerte es doch noch elf Monate, ehe ich Dich und Theodor wiedersähe. Deine Lage in Königsberg denke ich mir, besonders für die Amüsabilität, nicht glänzend, wie Du sie beschreibst. Armes, teures Herz! Dein Fonds von guter Laune, von Witz und innerer schöner Gutmütigkeit mag dazu gehören es auszuhalten. Für den armen Rauch bin ich sehr bange, er ist zwar ober- flächlich soweit wieder hergestellt, aber er hat einen kleinen, un- bedeutend scheinenden Husten, der mir gar nicht gefällt, er ist sehr eingefallen, und man merkt ihm eine große Schwäche in den Knien an. Was mir aber schlimmeres Zeichen, wie das alles ist, ist, daß er kricklich und heimlich verdrießlich ist. Gegen mich kann ich ihn nicht genug loben. Wie wird er aber leben, wenn ich fort bin? Das verstehe ich nicht, Quartier, Essen und Wäsche ganz frei — wie soll das künftig werden? Gott, ich möchte recht reich sein und ginge immerfort in meinen perkalenen Kleidern — aber um den Leuten so recht zu helfen! Du verstehst das wie keiner, auch wie man Dich vermißt in Rom, wie die Menschen fühlen, wie Du gut und dienstwillig und immer konsequent in allem warest, Du teures, liebes Herz! Ich will suchen alles so klug und gut wie ich kann einzu- 202