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[ Band 3 Brief 89: Caroline an Humboldt [Rom], 24. Junius 1809 ]
Die Taufe ist in St. Peter glücklich vollzogen worden *). Beim Aufschmieren des Salzes und Öles weinte der Kleine, aber wie man ihn über den Taufstein bog und das Wasser ausgoß, lachte er laut. Der kleine Junge ist wirklich sehr hübsch und dick und fett. Wie süß sind mir in Deinem Brief die Worte: »wer nur der Liebe irgend wert ist, kann auch auf Liebe bauen«, und »das einzig Feste in der Welt sind die Menschen und ihre Empfindungen«. Ja, und daran knüpft sich auch alle Hoffnung auf Unzerstörbares und Ewiges, daß das Bewegliche in der moralischen Welt eigentlich allein das Stete und Unvernichtbare ist. So lebt und webt unsterblich der Gedanke des Menschen, und er ist’s, der unsichtbar Menschen- geschlechter zusammenhält und Jahrhunderte verknüpft und uns leben- dig wieder anspricht aus dem überlebenden Lied, aus der Form, die er dem Stein in Gestalten und großen Monumenten aufgedrückt hat. Selig und glücklich, wer den Drang seines Gemüts so hat aus- sprechen können, selig auch, wer in stiller und heiliger Liebe ihn in der zarten Pflege der Kinder in andere Seelen überträgt. Es ist immer alles eins und dasselbe. Wo Fülle und Kraft und Gesundheit der Empfindung ist, drückt sie sich immer mächtig aus, und erweckt wieder das Mächtige und Unsterbliche. Auf den Kleinen wieder zurückzukommen, ich habe ihn Carl Friedrich Georg Heinrich Hermann genannt, und im Hause nennen wir ihn Hermann. Dein und mein Name, und daß er im Palazzo della Legazione di Prussia geboren ist, steht nun im Kirchenbuch von St. Peter. Ist der Hagen **), der nach dem römischen Posten strebt, ein Bruder des Geheimen Finanzrats? Die neueren Vorfälle in Rom werden wohl alle Ideen auf Gesandtschaftsstellen hierher fürs erste ——— *) In Ermangelung eines evangelischen Geistlichen mußte die Taufe nach katholischem Ritus vollzogen werden. **) Vgl. S. 75. 188