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[ Band 3 Brief 36: Humboldt an Caroline Berlin, 24. Januar 1809 ]
genehm, so das sittlich zugleich Stille und Unbefangene, was deutsche Mädchen vor allen andern auszeichnet. Laroche hat das Glück gehabt, seine Besoldung immer ungeschmälert zu erhalten, wie er und alle Menschen hier leben, begreife ich nicht; denn es ist schrecklich teuer, und sie essen mittags und abends, trinken Kaffee und Tee mit dem glänzendsten Zucker in Stücken wie kleine Berge, kurz, lassen sich nichts abgehn. Es muß in der inneren Wirtschaft liegen, sonst habe ich keine Idee davon. Hagens haben sich aber wirklich sehr eingeschränkt. Sie geben gar keine großen Gesellschaften mehr. Ein prächtiger Einfall von Hagen ist es, daß er meine neue Stelle haben will, und da ich es gern wie Alexander mit den Leuten mache, bestärke ich ihn darin. Du wirst daraus zugleich sehen, zu welcher Demut die Leute herabgesunken sind, wenn Hagen, der ein steinalter Geheimer Finanzrat ist, intriguieren könnte, um unter dem blutjungen (für den Dienst wenigstens) Dohna *) zu stehen. Wie beneidet ich bin, davon hast Du keinen Begriff. Fast alle Menschen, die nicht ausgenommen, die man sonst für wer weiß wie verdienstvoll hielt und die wer weiß wie lange gedient haben, sind ungewiß ob man sie behalten wird. Jeder wartet auf die Entscheidung seines Schicksals wenn der König kommt, und ich habe auf einmal zwei Posten, unter denen ich wählen kann und die man beide für himmlisch hält. Mein wahrer ist es allerdings, aber Eifersucht erregt der neue noch mehr, und zu leugnen ist es nicht, daß ich insofern von Glück sagen kann. Wenn sich die Dinge nicht wunderbar ändern, so kann ich gewiß sein, nie, unter keinerlei Umständen vergessen zu werden, sondern immer auf eine gute Stelle rechnen zu können. Da unser Privat- vermögen jetzt doch immer gelitten hat, so ist mir das für Dich, teures ——— *) Siehe S. 19. 75