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[   Band 3 Brief 88:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 23. Junius 1809   ]


nicht halten kann) und das Verhältnis nicht anders würde, ginge
auch ich. Die Stelle in Rom ist noch unbesetzt und ich halte sie
künstlich so fort. Auf die Minister nehme ich keine Rücksicht mehr.
Ich bin mit allen gut, aber meine Rechnung mit ihnen ist ab-
geschlossen, und sie wissen, was ich von der jetzigen Regierung im
Innern denke. Den König würde mein Zurückgehn ärgern, aber er
ist gegen mich so gut, daß ich ihm nur zu sagen brauchte: es ist
nun einmal mein Glück, um es augenblicklich zu erlangen.
Ich halte nicht viel vom Nutzen, den man äußerlich stiftet.
Mein wahres Glück bist nur Du, und mein inneres Leben und das
letztere gewinnt in jeder Lage, da ich mich immer gleich hineinfinde
und ihr irgendwoher Interesse abgewinne.
Wenn Du nur, wie Du immer tatest, Dich selbst mir lässest,
so bin ich immer geborgen und glücklich. Du bist in mein ganzes
Innere verwebt, und wenn ich auch nicht bei Dir bin, denke ich
und lebe ich doch ewig in Gedanken mit Dir.
Ewig Dein H.


89. Caroline an Humboldt             [Rom], 24. Junius 1809

Mein  teuerstes Herz! Deinen Brief Nr. 54 habe ich gestern
empfangen und sehe nun der Nachricht entgegen, daß Du
meine Entbindung erfahren hast. Wie rührend und doch wie
süß ist es mir, Deine Besorgnis um mich in Deinen Briefen zu
lesen, während ich so wohl und nun schon ganz hergestellt bin,
denn das bin ich wirklich. Ängstige Dich nicht um Kohlrauschs
Abreise. Die Kinder sind so, wie wir es nur wünschen können,
und morgen über acht Tage gehe ich auf das Land. Die Hitze
ist noch nicht stark, 22 bis 24°, aber viel Scirocco, was sie
drückend macht. In Albano soll es viel kühler sein.

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