< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 74: Humboldt an Caroline Königsberg, 19. Mai 1809 ]
geht es allerdings besser hier, als wie ich noch in Berlin war. Ich kann mich von dieser Seite in der Tat nicht beklagen. Der König geht auch auf Vorschläge, für die er seiner Natur nach nur wenig Sinn haben kann, ein, und selbst mit dem Gelde ist man frei- gebiger, als man es in der jetzigen dringenden Not denken sollte. Wenn auch in meinem Fach noch nicht ganz alles geschieht, was geschehen könnte, so ist es mehr die Schuld anderer Umstände, vornehmlich des Aufenthalts des Hofes in Königsberg, denn da- durch entsteht nun immer die Verlegenheit, daß ich entweder vom Hofe getrennt bin, und also viel mühsamer einzelne Sachen betreiben kann, und in manchen nicht glücke, oder daß ich von Berlin entfernt bin, wo doch nun einmal der Sitz der Geschäfte ist, die meisten Leute sind, die man brauchen kann, und für mich besonders auch die meisten Anstalten, für die ich zu sorgen habe. Die Sache mit der Musik ist wenigstens im Werden. Zelter ist Professor der Musik bei der Kunstakademie geworden und er- hält eine Aufsicht über die ganze öffentliche, vorzüglich die Kirchen- musik. Diese Aufsicht recht zu regulieren, wird nun freilich nur sehr nach und nach geschehen können; weil viele einzelne Menschen sich widersetzen werden. Allein mit der Zeit dringt man doch durch. Der König ist etwas schwer dahingekommen, die Sache zu genehmigen. Er hat, wie ich in vieler Rücksicht auch meine, gesagt, es wäre nur schon zu viel Musik in Berlin, als daß man sie noch gar vom Staat begünstigen sollte. Allein ich hatte in meinem Bericht, in dem Du wirklich, wenn Du ihn einmal lesen wirst, eine ordentliche Lob- rede der Musik finden wirst, gleich vorzüglich mit Nachdruck von der Notwendigkeit der Verbesserung der Kirchenmusik gesprochen, und so habe ich es gerettet. Nur hat der König in der Kirche bloß von Orgel und Gesang wissen wollen, und das ist auch im Grunde meine Meinung. Auf das Volk kann nur eine sehr einfache, fast bloß die Worte begleitende Musik wirken; die kommt alsdann auch 161