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[   Band 3 Brief 73:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 16. und 17. Mai 1809   ]


so geht es mir mit Dir gerade umgekehrt. Ich bin auch tief über-
zeugt, daß es eine Menge von Dingen gibt, die niemand so gut
und richtig und so fein und zart schlichtet als Du.
Aber die Zeit des Schreibens ist verflossen. Lebe innigst
wohl und erhalte mir Deine Liebe, ohne die ich mein innerstes und
bestes Dasein verlöre!
Umarme die Kinder. Ewig Dein    H.


74. Humboldt an Caroline              Königsberg, 19. Mai 1809

Ich habe gestern Deinen lieben Brief vom 15. April be-
kommen, teure Li. . . .
Jetzt wirst Du wohl wissen, daß ich Berlin verlassen
habe. Es ist eine ordentlich ängstliche Sache, daß man jede Ver-
änderung immer erst so spät erfährt.
Mit den Haaren verleumdest Du auch gar zu schrecklich meine
arme Frisur, liebes Kind. Ich habe gewiß nicht mehr, als in
Rom, eher weniger, aber noch immer zuviel. Ich muß sie alle
Augenblick abschneiden, wenn sie mir nicht zu tief ins Gesicht
kommen sollen. Ich sehe recht daran, welche Partie man aus
wenigen nur gut placierten Kräften ziehen kann. Aber vom Zopf
lasse ich noch nicht. Es wird ein Tag kommen, wo auch diese
heilige Ilias fallen wird und bei mir ist er schon bestimmt seit
langer Zeit. Aber wann ich nun diesen Schmuck wirklich aufgeben
werde, das ruht im Schoß der Götter. Bis dahin mußt Du,
armes Kind, mich schon mit dem Zopf lieb haben. Ich und der
Generalchirurgus Görcke sind aber die einzigen hier, die noch dies
Zeichen der Mannheit und der festen Anhänglichkeit an die ehe-
maligen besseren Gesinnungen tragen.
Mit meinen Geschäften und selbst einigen neuen Einrichtungen

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