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[ Band 3 Brief 68: Humboldt an Caroline Königsberg, 29. April 1809 ]
auf einem fremden, entfernteren Fuß zu stehen, wäre mir immer sehr schmerzlich. Noch oft aber denke ich daran. Es hat ein eigener guter Geist über unserem, damals manchmal kindisch scheinenden Beginnen gewaltet. Ich glaube nicht, daß Carl und Du je sehr glücklich gewesen wären; seine Frau ist viel anders, indes hat auch ihr Verhältnis das wirklich Schöne, daß man leicht glaubt, ja beinahe gewahr wird, daß jeder eine eigene, tiefer liegende und vom andern nicht ganz erreichte Eigentümlichkeit besitzt. Ich denke, doch noch in diesem Sommer nach Burgörner zu kommen. Wenn ich von hier weggehe, will ich Urlaub nehmen und die kleine sehr notwendige Reise machen. Ich besuche dann alle Güter und wie ich denke, selbst Erfurt. Anfang Junius hoffe ich hier loszukommen. Der Krieg macht mich für Papas Güter sehr bange. Allein für jetzt zieht er sich tiefer südlich. Nur werden unstreitig, wenigstens, wenn der Krieg nicht sehr schnell endet, neue Kriegssteuern oder ähnliche Annehmlichkeiten erfolgen. Ich werde jetzt Papan und Dunkern häufiger schreiben, mich gewiß au courant, erhalten und sobald ein Notfall eintritt, bei der Hand sein, um auf den Gütern die Anstalten zu machen, die unserem Interesse die angemessensten sind. Große Gefahren fürchte ich nicht. Einzelne Verluste muß jetzt jeder tragen. Nur freilich können wir nicht viele mehr aushalten. Über unsere polnischen Gelder wollt ich eben hier nego- ziieren, als ein neues Ereignis alle Negoziation wieder un- möglich macht. Die Österreicher haben Warschau genommen, und um das Herzogtum wird jetzt gestritten. In dieser Epoche ist also an kein Zinsenzahlen zu denken, es mag der Sequester aufgehoben sein oder nicht. Es ist sehr hart, sich in solchen Ver- legenheiten ewig fort zu befinden, wir waren und sind eigentlich noch reich und laufen ohne alle unsere Schuld, ohne je verschwendet, je Unbesonnenheiten irgendeiner Art begangen zu haben, Gefahr, 148