< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 39: Humboldt an Caroline Berlin, 31. Januar 1809 ]
39. Humboldt an Caroline Berlin, 31. Januar 1809 Deine letzten drei Briefe, der letzte vom 31. Dezember, sind sich so schnell aufeinander gefolgt, daß sie mich unendlich glücklich gemacht haben. . . . Theodor schreibt Dir in dem Brief, den er diesem von mir beilegt, daß ich nur, wenn er bei mir ist, d. h. alle acht Tage Kaffee trinke. Das ist wirklich wahr, aber glaube darum nicht, teures Herz, daß ich darum schlecht lebe. Ich lebe vielmehr sehr gut, ich esse fast nie, kaum einmal die Woche zu Hause, und lasse mir nichts abgehen. Die Prinzessin Ferdinand *) hat auch die Passion, so alt sie ist, den Winter zu hassen und sich nach Italien zu wünschen, und knüpft diesen Wunsch immer an mein Aussehen an, indem sie den Leuten sagt, sie sollten nur an mir sehen, wie man sich in Italien wohl befände. Da dieser Hof in Widerspruch mit den meisten Menschen ist, so wird da auch mein Ausschlagen sehr gebilligt. Ich esse sehr oft da, und beim Dessert kommen immer die beiden natürlichen Kinder des Prinzen Louis **) herein, die ordentlich erzogen werden. Das Mädchen ***), Blanche, ist sehr hübsch, der Junge weniger. Aber alles von hübschen Kindern, was ich hier noch gesehen habe, übertrifft Kunths kleines Mädchen Adelheid. Etwas Schöneres kann man nicht leicht finden. Kunth ist aber auch ganz närrisch mit ihr. Wenn sie gewaschen wird, wird er allemal gerufen, und dann ist eine Art Familienfete, bei der ich aber immer gebeten werde, mich entfernt zu halten, weil das Kind ——— *) Prinz Ferdinand von Preußen, jüngster Sohn König Friedrich Wilhelms I., geb. 1730, † 1813, vermählt mit Luise Prinzessin von Branden- burg-Schwedt, geb. 1738, † 1820. Die Eltern des bekannten Prinzen Louis Ferdinand. **) Diese Kinder erhielten den Namen v. Wildenbruch. ***) Nächste Freundin der Prinzessin Elisa Radziwill. 81