< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 54: Caroline an Humboldt Rom, 18. März 1809 ]
viel Freude an den Kindern erleben werden. Ach Gott, wenn uns nur dies Kleine lebt! Ich muß hier abbrechen, küsse und umarme Dich und bin ewig Deine treue Caroline. 55. Humboldt an Caroline Berlin, 18. März 1809 Ich habe soeben einen langen Brief chiffriert, liebe Li, und bin etwas müde, und freue mich um so herzlicher, nun eine Stunde mit Dir verplaudern zu können. Du wirst Dich über das Chiffrieren wundern, allein Du siehst, ich bin Jean fait tout und noch immer mit dem auswärtigen Departement in Ver- bindung. Diesmal überraschte es mich indes selbst. Ich schrieb Dir neulich, daß die fremden Gesandten hier gewissermaßen verlassen wären und niemand hätten, an den sie sich halten könnten. Sie sind hierüber endlich ungeduldig geworden und einige haben nach Königsberg gehn wollen. Dort aber will man keine Negotiationen. Der nach Dresden bestimmte Minister Buchholtz und ich erhielten also Mittwoch nacht eine Estafette mit dem Auftrag, dem corps diplomatique anzukündigen, daß der König bald und der Graf Goltz unmittelbar jetzt kommen werde, und dasselbe zu beruhigen. In der Stadt hat dies viel Aufsehen gemacht, und man hat sogar gesagt, daß ich Minister der auswärtigen Angelegenheiten geworden wäre. Allein die Sache ist bloß so, und nur ein einzelner Auftrag, der sogleich aufhört, als, was in wenig Tagen geschehen wird, Graf Goltz kommt. Indes ist’s mir lieb, daß man mich noch zu diplo- matischen Geschäften und überhaupt viel braucht. Das kann immer wieder aus diesen Mauern herausführen, und das ist immer er- freulich. 119