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[   Band 3 Brief 55:    Humboldt an Caroline    Berlin, 18. März 1809   ]


Auch wird die neue Sendung eines Nachfolgers nach Rom
ganz interimistisch behandelt. Goltz schreibt mir noch neulich:
quant à l’interim du poste à Rome, nous tacherons de l’arranger
d’après Vos idées. Es ist also wirklich mit der fortwährenden
Herrschaft auf dem Monte Pincio nicht ganz chimärisch, und meine
Seele hängt noch sehr daran, wenn man auch hier einige Jahre zu-
bringen muß. Die Rückkehr würde immer äußerst süß sein, und
ich träume oft im Wachen und im Schlafen davon. Uhden
geht nun bestimmt nie wieder hin. Dazu hast Du, süßes Kind,
den entscheidenden Ausschlag gegeben, und Du siehst, wie Du
von der Trinità *) aus die Welt hier regierst. Er ist Staatsrat,
arbeitet schon jetzt unter mir und alle Triumphe deshalb sind
vollkommen.
Ob wir den König wirklich sobald hier sehen werden als es heißt,
darüber wage ich nichts zu entscheiden. Seine Absicht ist es gewiß,
allein sehr leicht kann etwas auch so noch dazwischen kommen. Die
großen Angelegenheiten sind gleich unentschieden. Die meisten
glauben jetzt an den Krieg, allein angefangen hat er nicht, und die
Ruhe, die noch in Frankreich zu herrschen scheint, zeigt, dünkt mich,
deutlich an, daß man gewiß ist, daß noch nicht sobald angefangen
wird. Hier bleibt alles gewiß ruhig und neutral. Ich zittre für
unsern Briefwechsel, wenn der Krieg ausbricht.
Für die Rechnungen meinen herzlichsten Dank. Briefporto
kann seit Neujahr nicht mehr königlich gerechnet werden. Nimmst
Du aber keine englischen Stunden, wie Du wolltest? Klavier-
stunden aber doch immerfort? An den Kindergeschenken ziehe ja
den armen Mädchen nichts ab. Wie können die Pferde weniger
kosten? Du hast doch nicht verderbliche Projekte? Ich bitte Dich
um alles, erhalte fürs erste und bis auf meine ausdrückliche Er-

———
*) Humboldts wohnten in der Nähe dieses Platzes.

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