< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 3 Brief 54:    Caroline an Humboldt     Rom, 18. März 1809   ]


kauft worden, und er will sie ums Doppelte verkaufen. Aber bei den
Umständen, die Du mir schreibst, scheint es mir doch nicht ratsam,
denn Du mußt ja geradezu das Geld borgen und verzinsen. Die
Nachrichten, die Du mir über Dein Vermögen gibst, haben mich
allerdings sehr erschreckt. Die Maßregel in Polen ist schrecklich
und für Tausende ruinös. Ich bitte Dich, mich au courant zu er-
halten, denn es ist immer besser man weiß die Sachen, und Du
weißt ja auch, ich habe Mut und halte aufs Geld nicht aus Geiz,
sondern der Erziehung und Versorgung der Kinder wegen, und des
freundlichen Lebens, an dem man einen größeren Kreis Menschen
teilnehmen lassen kann, wenn man es nicht so genau herauszusuchen
braucht. Von was lebst Du aber eigentlich? Du kannst ja
keine Revenuen haben als die erbärmlichen von Papa, da Du mir
Dein königliches Gehalt ganz gibst? Auf Deine Tätigkeit und Ge-
schicklichkeit rechne ich ganz, — ich kenne ja beide, wahrlich ist es ein
eigen Schicksal, daß beide sofort gleich beim Eintritt ins öde Vaterland
in Anspruch genommen werden. Wenn der Krieg wieder ausbrechen
sollte, wie man hier allgemein fürchtet, so zittre ich auch für Papas
Vermögen. Es ist doch eigentlich hart, so ein solides Vermögen
wie Deins und meins war, so auf die Spitze gestellt zu sehen.
Theodors Verse haben mich göttlich amüsiert, sie sind wirklich
niedlich und innig, auch die Mädchen sind sehr damit zufrieden
und wissen sie schon auswendig. Die Kleinen sind lieblich und
werden es täglich mehr. Die werden sich schon an den Mann
bringen, wenn sie auch nicht viel Geld haben. Die Adel wird jetzt
ordentlich schön. Caroline wird immer eine sehr eigene Tournüre
haben und wird in Deutschland gewiß ihre Bewunderer finden,
weil sie etwas Ernstes und Sentimentales hat. Rauch sagt mir oft:
»verheiraten Sie ja Fräulein Caroline, ehe Adelheid 14 Jahr alt
wird, sonst heiratet Adelheid früher, denn um die wird man ja toll.«
Ich meine nun nicht, daß das so arg sein wird, ich hoffe, daß wir

                                                                       118