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[   Band 3 Brief 49:    Caroline an Humboldt     Rom, 1. März 1809   ]


Heute war ich wieder beim Testaccio, *) wo ich wieder einige
Blumen habe pflanzen lassen und wo alles schön und blühend steht.
Ach, und die lieben Knaben liegen so ruhig in der Mitte aller
Blüte und der neuauflebenden Natur. —
Daß es nun entschieden scheint, daß Theodor jetzt zu Laroche
kommt, da er einmal nicht bei Dir sein kann, freut mich ungemein.
Hat Laroche Dir nie mehr über mich gesprochen? Er liebte mich
sehr, aber es war immer etwas so Mystisches in seiner Liebe, es
war, als scheute er sich immer, daß ich es einsähe, wie teuer ich
ihm sei.
Daß der Agamemnon gedruckt wird, freut mich außerordentlich.
Wird er niemand dediziert? Ich liebe eigentlich die Dedikationen,
sie sind, wenn es schöne Worte, vorzüglich poetische sind, wie der
Kuchen auf dem Opferaltar. Viele schöne Grüße bitte an Wolf.
Sage ihm, er sollte nur kommen und sehen die ewige Stadt und
dann fürs leichtsinnige Weggehen votieren. Sag ihm auch von
der Li: »Cosa stupenda,« sagt immer Amati, »che teste ch’hanno
quelle tedesche«. **)
Adieu, teuerster Wilhelm. Ewig Dein.


50. Humboldt an Caroline           Berlin, 4. März 1809

Prinz August ***) ist gestern abend hier angekommen und
ich habe heute früh zu ihm fahren müssen, was mich
sehr in meinen Arbeiten derangiert hat. Des Königs
Ankunft und selbst seine Abreise sind noch ungewiß. Dabei

———
*) Römischer Hügel, in dessen Nähe die Grabstätte der Humboldtschen
Kinder liegt.
**) Wunderbar, was die deutschen Frauen für Verstand haben.
***) Prinz August, Sohn des Prinzen Ferdinand. Siehe S. 81.

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