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[ Band 3 Brief 48: Humboldt an Caroline Berlin, 28. Februar 1809 ]
diesem Brief, holde, liebe Seele. Ich werde einmal wieder bei Dir in Rom sein; vielleicht verläßt Du es nie. In einem Jahr geschieht jetzt viel mehr, als daß die Blüten kommen und die Blätter ab- fallen. Das Schicksal hat uns ja sonst nicht übel gewollt, und wohin man, wie wir, den beständigen inneren Trieb hat, dahin reißt man endlich auch das Rad des Schicksals hin. Uns beiden steht ja ewig der Sinn nach Rom und der lieben Stätte der holden Kleinen. Ach! grüße die lieben Gräber tausendmal von mir. Dürfte ich nur einen Ort in Rom besuchen, ginge ich doch nur dahin. Noch eins. Ich behalte nie einen Tag. Kannst Du es Dir möglich denken, daß ich Deines Geburtstages nicht gedacht habe? Verzeih mir ja, liebes einziges, Herz. Es hat mich sehr weh ge- macht. Aber so bin ich. Ach verzeih, und nimm noch meine herzlichsten Wünsche. Ewig Dein H. 49. Caroline an Humboldt Rom, 1. März 1809 Alles geht gut hier, geliebtes Herz, Gabrielle blüht wie eine Rose, aber im recht eigentlichsten Sinne. Caroline treibt ihre griechischen Stunden bei Amati *), obgleich sie oft ein wenig brummt, viel zu tun zu haben, hat sie doch eine ihr natürliche Gewissen- haftigkeit in ihrem Lernen. Amati ist sehr zufrieden mit der Gründlichkeit ihres früheren Unterrichts und bedauert nichts mehr, als daß sie nicht Latein könne, — sie müsse, sagt er, ein sehr gelehrtes Frauen- zimmer werden. Caroline regrettiert sehr ihren alten Zoëga, ob- gleich sie auch oft über den brummte, wie er noch lebte. Ach, es hat mich so gerührt, daß Du mir in Deinem Briefe vom 7. allerlei für ihn sagst, und den 10. war er tot. ——— *) Abbate Amati, Bibliothekar des Vatikans und des Prinzen Chigi. 104