< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 3 Brief 45:    Humboldt an Caroline    Berlin,  18. Februar 1809   ]


die er sich macht, denn da es natürlich wieder kalt wird, so geht
er wieder zurück und die Bäume bleiben doch bis zum Junius kahl.


46. Caroline an Humboldt            Rom, 22. Februar 1809

Ich habe gestern, mein liebster Wilhelm, drei Briefe von
Dir, Nummer 17, 21 und 23 empfangen, und es fehlen
mir daher Nummer 18 und 22. Ob sie nachkommen
werden und woher diese Unregelmäßigkeit der Posten kommen mag?
Der Brief aus Wittenberg war in Coswig aufgemacht und mit
einem französischen Bureausiegel sehr ungeschickt wieder zugemacht.
Überhaupt zweifle ich nicht daran, daß alle Briefe geöffnet werden.
Wenn sie nur deshalb nicht aufgehalten würden.
Alles was Du mir von Riemer schreibst, hat mich lächeln
gemacht, und ich habe seine Magisternatur mehr und mehr darin
erkannt.
Die eigentliche Entscheidung Deines Schicksals, und folglich
auch des meinen, erwarte auch ich erst nach der Ankunft des Königs
in Berlin. Die Hoffnung, Dich wieder hier zu sehen, die ich mit
einem Vielleicht bekräftigt, Lebzeltern *) aber sehr herumgebracht hat,
erregt hier eine Freude, die Du Dir nicht vorstellen kannst und
unter allen Klassen, wie ich durch Lebzeltern weiß.
Theodors kleines Leiden in der Pension bricht mir nicht das
Herz. Ich bin überzeugt, daß es ihm sehr gut tut, eine Zeitlang
in einem fremden Hause zu sein, er hat Verstand und wird sich
finden. Aber, wenn Du es besser findest und Laroche es will, bin
ich auch froh, ihn bei ihm zu wissen. Es knüpft sich eine süße
Erinnerung der Vergangenheit und seiner innigen Liebe zu mir

———
*) Siehe S. 2.

                                                                       96