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[   Band 3 Brief 1:    Humboldt an Caroline    Foligno, den 15. Oktober 1808,   ]


besitzt, zu verlassen! Die Entfernung von Dir und den lieben
Kleinen und Rom ist mir äußerst schmerzlich. Theodor ist recht
gut, still und aufmerksam gewesen. Er hat sehr viel von Dir ge-
sprochen und liebt Dich unendlich. Ich wollte Du hättest ihn in
den Reisekleidern, von der Luft rot, gesehen. Er sieht wie ein
Glückskind aus, das auf Abenteuer in die Welt zieht. Lebe
innigst wohl, liebe Li, küsse die beiden holden Mädchen und
die gute Li und grüße Kohlrausch *) und alle übrigen. Ewig Dein H.


2. Caroline an Humboldt                 Rom, den 19. Oktober 1808

Ach mein Lieber, Deine Abreise hat uns in einer tiefen,
tiefen Stille zurückgelassen, die wir alle mehr oder weniger
empfinden. Es hat eigentlich etwas Schreckliches so das
Teuerste, was man besitzt, die Nacht abreisen zu sehen. Den
dunkeln Mächten vertraut man nur mit Schaudern. Mir war in
der Stille meines Gemüts ordentlich wohl wie es Sonnabend-
abend wurde, und ich mich Euch in oder um Foligno denken konnte,
und meinen armen, guten Jungen schlafend. Gestern nachmittag
habe ich Deinen Brief aus Foligno empfangen und danke Dir
herzlich dafür.
Khevenhüller **) ist Sonntag abend angekommen und ist trostlos,
Dich nicht noch getroffen zu haben. Er hat der Krönung der
Kaiserin als Königin von Ungarn beigewohnt und diese Feierlich-
keit hat viele Gedanken in ihm entwickelt. Er reist schon den
26. wieder ab und wünscht, daß Lebzeltern ***) hier in dem
Posten bis zum endlichen Arrangement aller Dinge bleiben möge.

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*) Arzt.
**) Österreichischer Gesandter.
***) Österreichischer Geschäftsträger.

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