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[   Band 3 Brief 44:    Caroline an Humboldt     Rom, 11. Februar 1809   ]


sich morgen zeigen. Die Brun wünscht ganz außerordentlich, daß
seine nachgelassenen Papiere in Deine Hände kommen mögen, und
daß Du die Topographie von Rom, die so gut wie fertig sein soll,
herausgeben möchtest.
Caroline ist sehr von seinem Tode bewegt worden, und die
kleinen Mädchen weinten sogar. So habe ich doch in kurzer Zeit
das ganze Haus sich auflösen sehen. Zoëgas Tod tut mir mehr
leid, als ich es zu sagen vermag. Gestern war ich bei der Cecilia
Metella, die Berge waren von einer göttlich dunkelblauen ernsten
Farbe, im Zirkus war alles so grün, ich dachte an Dich, an Zoëga,
an alle meine Lieben und mir wurde wohl und weh — es war
mir ein ordentlich Bedürfnis, auf dieser Straße des Todes zu
gehen, wo ich mehrmalen mit Zoëga war.


45. Humboldt an Caroline             Berlin,  18. Februar 1809

Ich habe Deine beiden Briefe vom 18. und 21. Januar er-
halten, die mich abermals sehr glücklich gemacht haben.
Theodor ist seit dem 15. bei Laroche und sehr glücklich,
auch mit ihm ist man sehr zufrieden. Es ist ein gemeinschaftliches
Band zwischen ihm und der Familie im deutschen Patriotismus.
Dieser ist in dieser Familie so zu Hause, daß eine fremde Sprache
schon nicht gern gesehen wird, daß Fichtes Reden an die deutsche
Nation, die ich Anstalt mache, Dir zu schicken, eine Art Gebetbuch
sind, und daß man wirklich ein jugendliches Gemüt in keine reinere
und edler gestimmte Umgebung tauchen kann. Theodors Ge-
sinnungen, die sich immer gleich bleiben, kennst Du, er ist darin
ein prächtiger Junge. Er macht manchmal sehr hübsche Antworten.
Neulich, da er mit mir bei Itzenplitzens aß, fragte ihn einer, wo
er geboren wäre? Er sagte: In Jena. Der andere sagte weiter:

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