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[   Band 3 Brief 27:    Humboldt an Caroline    Weimar, den 28. Dezember 1808   ]


dem ich dich in Italien ließ, kenne ich die Sehnsucht zwiefach aber
es ist auch ein sehr wahres Wort, was Goethe in seiner neuen
Pandora sagt: »Wer glücklich war, der wiederholt sein Glück im
Schmerz«.
Lebe herzlich wohl! Ewig Dein H.


28. Caroline an Humboldt              Rom, den 31. Dezember 1808

Ich bin gestern abend nach langem Entbehren auf einmal
sehr reich geworden, mein teuerstes Herz, denn ich habe
vier Briefe von Dir mit einem bekommen. Wie wohl
tut es mir, Dich und Theodor wohl und so heiter zu wissen, wie
es unter den Umständen möglich ist und mit liebender, sinnender
Seele uns zugewendet, auch sprechen wir immer von Euch und es
ist mir sehr merkwürdig, wie tätig die Einbildungskraft der Kleinen
arbeitet. Schon jetzt stellen sie sich vor, wie wir Dir entgegenfahren,
ob wir noch weiter als die Storta *) fahren werden, wie groß Theodor
geworden, ob seine Haare noch so kraus sein werden. Es ist un-
glaublich, was in den kleinen Köpfchen alles steckt, und ich höre oft
lange ihren Unterredungen zu. Ich habe recht herzlich lachen müssen
über Deine Angst mit Theodor, so nach und nach einfältig zu
werden. Das hat nun wohl für’s erste keine Not. Caroline
übersetzt wohl auch noch bei mir, aber ich ziehe vor, sie fingierte
Briefe schreiben zu lassen, weil es ihr französisch und deutsch noch
an Stil fehlt. Manchmal kommt’s mir aber ganz komisch vor, den
Leuten zu lernen Phrasen zu drechseln. Ich denke auch noch einen
Lehrer für Geographie zu nehmen. Die kleine Gabrielle scheint
ein ganz eigenes Talent dafür zu haben. Nach dem wenigen

———
*) Letzte Poststation vor Rom.

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