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[ Band 3 Brief 27: Humboldt an Caroline Weimar, den 28. Dezember 1808 ]
Du so nicht kommen, und den Herbst würde ich es für die kleinen Mädchen besonders sehr fürchten. Die armen holden Geschöpfe sollten einem eisigen Himmel im Winter entgegengehen. Auch Dir selbst wäre es sicherlich nicht gut. Bleibe also und erhalte auch mir eine Zuflucht dahin. Haben wir uns ganz verpflanzt, dann ist die Rückkehr in vielfacher Rücksicht unglaublich schwer. Wie die Sachen stehen, kann ich nicht hoffen im Frühjahr zurückzukommen. Selbst, wenn ich den möglichen Ausweg fände, wenn ich mich losmachen könnte, würde es immer länger dauern, man würde doch vermutlich darauf bestehen, daß ich erst einen neuen Mann aus- findig machen sollte, daß ich selbst noch die ersten Einrichtungen träfe. Daß es sich mit Dir bis zum Frühjahr 1810 hinziehen läßt, bin ich gewiß. Auch wüßte ich wahrlich nicht, was man in Deutsch- land machen wollte. Man muß hier sein, um die Torheit zu fühlen, die es ist, von Rom wegzugehen. Über die Finanzen kann ich Dir jetzt, liebe Li, noch nicht bestimmt schreiben. Muß ich fürs erste bleiben, so gebe ich Dir das ganze Gehalt, liebe Seele. Es hängt natürlich ganz von Dir ab, welche Einschränkungen Du machen willst. Nur bitte ich Dich inständigst, die Pferde behalte im alten Glanz. Es ist schon nicht anständig sie abzuschaffen. Es gibt an- dere Dinge, durch die Du viel besser sparen kannst. Du kannst zum Beispiel anfangen nach und nach nicht mehr zu Tisch zu bitten, und mußt besonders, wodurch bei uns sehr viel erspart wird, schlechter- dings niemandem mehr leihen, eine Menge halb erzwungener und unvermeidlicher Geschenke und Almosen fallen auch hinweg, und im Ganzen muß einige Ersparung doch durch meine Abwesenheit bewirkt werden. Den Finanzen ist die neue Anstellung immer ge- fährlich. Die Nächte sind mir jetzt über alles lieb. Da denk ich, so lang und oft ich wache, unaufhörlich an Dich, und bin dem Tag oft am Morgen gram, daß er mich aus diesen wehen Träumen reißt. Seit- 56