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[   Band 3 Brief 15:    Humboldt an Caroline    Erfurt, den 26. November 1808   ]


Herzog bestellt hat, wo ein Adler und eine Taube aus einer
Schale trinken und sieh zu, ob er Dir die Veranlassung erzählt *).
Lebe innigst wohl, liebe teure Seele.


16. Humboldt an Caroline          Erfurt, den 30. November  1808

Es ist auf einmal Winter geworden, liebe Li, es friert stark
und alles ist weiß. Theodor ist auf dem Gipfel des
Entzückens; er geht alle Tage auf den Wall und amüsiert
sich göttlich am Schnee. Er hatte mir so viel der Schönheit er-
zählt, daß ich mich auch habe verleiten lassen hinzugehen, ich habe
aber die Gegend gar nicht lieblich gefunden und bin gleich wieder
umgekehrt.
Ich habe keinen Brief von Dir am letzten Posttag gehabt,
und seit ich Dir schrieb, bloß in Akten gelebt. Solch eine Familie
mit Testamenten, Kontrakten, Fideikommissen und so fort, hat nie-
mand je gehabt, liebes Herz, als Du. Selbst die Damen machen
sich lauter juristische Vergnügungen. Deine mütterliche Eltermutter
hat ein Testament von vielen Bogen eigenhändig geschrieben und
sogar an die bekehrten Malabaren in Asien 100 Taler vermacht.
Aber in Deines väterlicher Großvaters Testament ist eine Stelle,
die mich ordentlich gerührt hat. Du weißt, er hatte seiner Frau alles
hinterlassen. Er sagt dabei, er tue es, weil doch bloß um ihrer Güte

———
*) Caroline erwidert hierauf: »Die Geschichte mit dem geschnittenen
Stein ist folgende. Bei der Anwesenheit des Kaisers in Erfurt soll der
Kaiser außerordentlich freundlich mit dem Herzog gewesen sein, bei Tisch ihn
neben sich genommen und sehr zärtlich getan haben. Er hat ihm aus
seinem Becher zu trinken angeboten und jener hat daraus genippt und dar-
auf gesagt, er behandele ihn 'comme un aigle qui prend une colombe sous
ses ailes'.« Das ist der Schlüssel zu dieser Vorstellung.

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