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[ Band 3 Brief 5: Humboldt an Caroline München, den 1. November 1808 ]
Sage aber nur Kohlrauschen, daß ich darum gar nicht zweifle, daß es unendlich viele gibt, nur sind sie mir nicht begegnet, oder ich bin nicht in das rechte Deutschland gekommen. Aber unendliche Male fällt mir mit recht tiefer Sehnsucht ein: »Das ist keines Römers Schritt«. — Ich wurde abermals unterbrochen, beste Seele. — Du bist und bleibst immer die Einzige, und obgleich das das Beste ist, was ich über Deutschland zu sagen weiß, daß ich etwas Dir Ähnliches nur hier vielleicht sehen könnte, so würde doch auch hier jede Er- wartung unbefriedigt bleiben. Was den Menschen zu etwas Großem und Diesem macht, kehrt überhaupt nur selten und nie auf gleiche Weise zurück, und der Wert des Lebens, nach meiner Ansicht, liegt nur darin, das zu befördern und vorzubereiten, oder wenigstens zu hegen, zu erkennen und mit unbedingter Liebe nur daran zu hängen. Lebe wohl! Ewig Dein H. 6. Humboldt an Caroline München, den 4. November 1808 Eben, da ich bei Jacobi bin, liebe Li, bringt man Deinen Brief vom 22. Oktober. Nicht den ersten, wie es scheint, den Du schriebst, aber den ersten, den ich empfing. Wohl ist die Entfernung sehr weh, doch hast Du noch St. Peter und Rom und einen Himmel im Gesicht! Wenn Du die Gegend aus dem Fenster sähest, die ich jetzt in einem großen Zimmer bei Jacobi, das zu beiden Seiten Fenster hat, im Auge habe! Alles grau, und grauer als grau; dürre Riesen von Bäumen, und ein Windsgeheul, daß einem angst und bange wird. Ich schicke eben wieder hinaus, im Ofen nachlegen zu lassen, denn wenn es auch zu arg wäre, den Ofen hier den einzigen wahren Freund zu nennen, so ist er wenigstens der, ohne den 8