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[ Band 3 Brief 4: Humboldt an Caroline Venedig, den 24. Oktober 1808 ]
3. Humboldt an Caroline Venedig, Sonnabend, 22. Oktober 1808 Du siehst, liebe Li, daß wir glücklich hier angekommen sind. Vor einer halben Stunde sind wir aus der Barke ge- stiegen und wohnen im Gran Parigi am großen Kanal. Unsre Reise ist sehr glücklich gewesen. Alexanders Wagen ist himmlisch, er ist halb leer, tausend kleine Bequemlichkeiten, warm, und so verschlossen, daß kein Regentropfen uns ankommen kann. Venedig werde ich erst jetzt sehen, ich war noch nicht einmal auf dem Markusplatz. Darum muß ich aber auch jetzt schließen, denn die Post geht um 7 Uhr ab, und ich möchte noch ausgehen, solange es Tag ist. Ich denke mit jedem Moment, liebe Seele, an Dich und nur der wirklich wunderbare Einzug in Venedig hat mich heute ein wenig von der trüben Sehnsucht nach Dir, meine Liebe, den Kleinen und Rom zerstreut. Ewig Dein H. 4. Humboldt an Caroline Venedig, den 24. Oktober 1808 In Venedig, liebe Li, wird man erst recht inne, welch ein reizendes und liebliches Element das feste Land ist im Gegensatz mit dem Wasser. Du glaubst nicht, welch einen frostigen und unbarmherzigen Anblick die Häuser machen, die so überall von den Wellen der Kanäle, die doch weder etwas Großes noch Malerisches haben, umspült sind. Auch ist das Gondelfahren bei weitem nicht so unterhaltend, als im Wagen. Indes bleiben einige Orte in Venedig doch sehr groß und sehr reizend, und der Anblick der Vergangenheit, die halb orientalische Pracht und die Größe des Mittelalters sind sehr imponierend. Der Markusplatz und das, was ihn umgibt, ist einzig. Man macht sich übrigens eine ganz falsche Idee von Venedig, wenn man glaubt, daß es 4