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[   Band 3 Brief 2:    Caroline an Humboldt     Rom, den 19. Oktober 1808   ]


Mit dem Monsignor Nicolai *) habe ich gestern Vormittag die
erste Unterredung gehabt, und Du würdest recht gelacht haben,
wenn Du mich mit ihm einen Brief des Bischofs von Breslau
und Deine Antwort hättest übersetzen sehen. Der Monsignore
kam mir nicht sehr pfiffig vor. Er scheint zweimal die
Woche, Dienstag und Freitag, Konferenzen mit mir haben zu
wollen. Veras **) schöne Augen würden dabei mehr Effekt gemacht
haben. Ich finde gar nicht, daß der Monsignore eine Antinous-
oder Herkulesbrust hat, und ich glaube beinah, Du hast ihn aus
Jalousie gewählt. Ich muß Dich schon ein wenig plagen!
Die Mädchen sind alle lieb, wohl und gut. Zoëga ***) hat bis
jetzt mehr Stunden gegeben, als er wollte denn selbst den Sonntag
hat er Caroline kommen lassen. Zu Rauch hat Zoëga gesagt, es sei
für ihn eine musikalische Stunde, so schön lese Caroline. Er könne
sich nicht satt hören. Die Kleinen weinten so bitterlich, wie Du
fort warst, daß ich wirklich in Angst geriet, es möchte ihnen schaden.
Seitdem sprechen sie mit innigster Liebe von Dir und dem Theodor und
Gabrielle meinte gestern: »se ci fosse adesso il diavoletto, sarebbe
per noi un angelo«. †) Kohlrausch grüßt tausendmal und war sehr
tief von Deiner Abreise bewegt. Ich muß hier abbrechen. Tausend-
mal Adieu!

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*) Generalkommissar der apostolischen Kammer, den Humboldt mit
der Wahrnehmung der Geschäfte betraut hatte.
**) Italienischer Agent.
***) Berühmter Altertumsforscher und Koptolog, seit 1798 dänischer
Generalkonsul im Kirchenstaat, gab der Tochter Caroline griechischen Unterricht.
†) »Wenn er jetzt hier wäre, der kleine Teufel, so wäre er für uns
doch ein Engel«

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