< zurück Inhalt vor >
[ Band 2 Brief 117: Humboldt an Caroline Rom, 21. November 1804 ]
sehen; ich wollte erst nach L’Ariccia selbst gehn, aber Adel sagte: »No, no, dovete pranzare da me«, und ich konnte es der süßen Kleinen nicht abschlagen. Sie ist unbegreiflich vernünftig. Du weißt, daß sie in Marino nie anders als auf meinen Armen einschlief. Als ich neulich da war und sie nahm, sagte sie: »A Roma non lo farò più, mi mettero subito al letto, a Roma avete voi da fare, qui niente«. Ich habe von der ganzen Gegend Abschied genommen. Sie ist und bleibt einzig, sie ist mir ein unendlicher Trost in meiner Einsamkeit ge- wesen und wird mir ewig tief in der Seele bleiben. Jetzt hier lebe ich nach Winterweise. Der Kamin blüht, die Teppiche werden morgen gelegt. Ich habe nun heute nach Paris, Mailand und Bologna an Dich geschrieben, und Gott weiß, welcher Brief Dir zukommen wird! Darum verzeih, liebe Li, wenn ich weniger ausführlich schreibe. Die Recke *) scheint sich hier recht gut zu gefallen. Sie hat alle Abend Reinhart und Rösel **) bei sich, und auch ich gehe oft hin. Amüsant ist sie nicht, das weiß Gott. Aber sie ist sehr gut, und eine Stunde geht leicht hin. Sie freut sich sehr auf Dich und fragt immer, wann Du kommst. Allein ich zweifle, daß Ihr Euch am Ende sehr viel sehen werdet. Weder Du noch sie geht gern den Abend aus, und ohne Eure Stuben zu verlassen, kommt Ihr doch nicht zusammen. Die Livorner Epidemie ekelt mich an. Es geht nach den letzten Briefen (vom 16. aus Florenz) viel besser. Es sterben nur noch zwölf täglich. Hier ist nicht die mindeste Gefahr. Aber Vorsicht!! Du mußt schlechterdings über Ancona gehn, und nimm ja auch dahin Gesundheitspässe oder wenigstens Zertifikate, daß Du nicht Toskana berührt hast. In Ancona bist Du an Monsignor Vidoni, päpstlichen Delegaten, empfohlen durch Consalvi. Adieu! Ewig Dein H. ——— *) Elise v. der Recke, geb. Gräfin Medem. — **) Landschaftsmaler. 278