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[ Band 2 Brief 110: Caroline an Humboldt Paris, 14. Oktober 1804 ]
Zur Krönung ist es beinah nicht zu evitieren. Noch hat er den Kaiser nicht gesehen, aber ich glaube, er wird es bald. Man sagt hier, der Kurfürst-Erzkanzler werde zur Krönung herkommen. Ich würde ihn dann in jedem Fall zu sehen suchen. Jawohl, liebstes Wesen, werde ich unendlich viel zu erzählen haben, denn das Schreiben ist doch eigentlich nur immer ein Behelf. Man schreibt sich nie aus, und besonders ich nicht, die ich es nicht liebe. Aber bald mündlich! Adieu, Geliebter. Ewig Deine Caroline. ——— Auf der Rückseite desselben Blattes schreibt Alexander an seinen Bruder: Liebster Bill! Endlich ist des Königs Antwort gekommen, freundlicher ist nun noch wohl nie einem Vasallen geschrieben worden. Alle Furcht also, daß meine französischen Verbindungen den vaterländischen schaden könnten, ist eitel gewesen. Ich werde dem König sogleich freundlichst antworten. — Ich arbeite hier sehr viel und glücklich. Der Ruhm ist größer als je. Es ist eine Art von Enthusiasmus, auch geht den Leuten fürchterlich das Mühlrad im Kopfe umher, denn oft in einer Sitzung habe ich astronomische, chemische, botanische und astro- logische Dinge im größten Detail vorgebracht. Alle Mitglieder des Instituts haben meine Manuskript-Zeichnungen und Sammlungen durchgesehen, und es ist eine Stimme darüber gewesen, daß jeder Teil so gründlich behandelt worden ist, als wenn ich mich mit diesem allein abgegeben hätte. Gerade Berthollet *) und Laplace **), die sonst meine Gegner waren, sind jetzt die Enthusiastischsten. Berthollet rief neulich aus: »Cet homme réunit toute une Académie en lui«. Das Bureau des longitudes berechnet meine astronomischen Beobachtungen und findet sie sehr, sehr genau. Im Cadastre von Prony werden meine fünf- ——— *) Chemiker und Mitglied des Erhaltungssenats 1748—1822. — **) Be- rühmter Astronom und Mathematiker. Kanzler des Erhaltungssenats. 265