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[   Band 2 Brief 96:    Humboldt an Caroline    Marino, 22. August 1804   ]


reise plötzlich ab, nimm keine bestimmten Vorsätze. Innere und äußere
Freiheit gehn über alles. Wenn Du kommst, empfange ich Dich mit
offenen Armen, meine Liebe, Teure, mit der Liebe, deren tiefe Wahr-
heit Du wohl seit dem ersten Augenblick gleich stark erkannt hast.
Bleibst Du länger, als Dein anfänglicher Plan war, so freue ich mich
an Deinem Genuß, lebe mein Leben still fort und habe wenigstens
einen Genuß mehr, als wenn Du hier bist, den am Fortrollen der Zeit.
Das Mitbringen des kleinen Kindermädchens schien mir sehr
zweckmäßig. Vicenza ist eine Art Schnecke in Menschengestalt und
ohne alles Talent, Kinder zu amüsieren. Antonio ist oft stockkonfus.
Auch gegen seine sonst gerühmte Ehrlichkeit sind sonderbare Dinge
aufgestoßen, da Wunsch, die Rachegöttin des Hauses, nicht eher
geruht hat, bis er einiges ins klare gebracht hat. Francesko ist
unstreitig der Beste, immer still, ordentlich, und von Tag zu Tage
liebenswürdiger. Nur die Arbeit ist seine Passion nicht. Am Peters-
tage mutete ihm Wunsch zu, ich weiß nicht was zu tun. Da ant-
wortete er aber ganz wehmütig: »Oggi? a S. Pietro, ehe e il
Principe di Roma.?« und ich begünstige solche große Betrachtungen
zu sehr, um da noch Einwendungen zu machen.
Über die Maße muß ich noch ein Wort sagen, sie sind an den
Kindern genommen, nämlich hinten im Nacken, wo die Kleider an-
fangen, bis gerade auf die Erde, weil die Schleppe doch willkürlich ist.
Von inniger Seele ewig Dein H.


97. Humboldt an Caroline                          Rom, 25. August 1804

Ich bin seit gestern hier, liebe Li, und habe die ganze Stadt
in großem Alarm gefunden. Alle Livorner Briefe sagen,
daß ein Embargo durch Frankreich auf die russischen,
schwedischen und preußischen Schiffe gelegt ist und diese drei

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