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[ Band 2 Brief 83: Humboldt an Caroline Rom, 3. Julius 1804 ]
Mienen dazu entzückt alle Menschen. Sie spricht jetzt Italienisch gleich geläufig und richtiger als Deutsch, wo sie noch immer »ge- nehmt, gebringt« usw. sagt; wenn man sie aber fragt, was sie lieber spricht, sagt sie gleich mit einem Gesicht, als wenn’s eine Sünde wäre, es anders zu tun: Deutsch. Sie scheint es ordentlich für etwas Edleres anzusehen. Ich habe beide Mädchen mit Vicenza und Wunsch nach Marino geschickt, meine Sachen geschwind auch arrangiert und gehe in einigen Stunden heute nach. Dies schien mir schlechterdings nötig. Ohne außerordentliche Umstände bleibe ich bis zum 18., 19. d. in Marino. Dann komme ich zur Post herein, gehe nachher hinaus und treibe dies bis zum 1. August. Sei gewiß ohne Sorge, liebe Li. Die Kinder sollen nur immer einen, höchstens zwei Tage ohne mich sein, und Wunschen könnte man sie allein anvertrauen. Er kommt nicht von Adelheids Seite und ist von einer unbeschreiblichen Treue. Wäre ich je abwesend, schickte er mir bei der größten Kleinigkeit einen Boten. Vicenza, die hier doch halb melancholisch wurde, ist außer sich vor Freuden. In der Hitze (die hier aber doch nur 25°, nicht, wie Kohlrausch schreibt, bei Euch 31——33° ist) muß man die Gemüter des Volks erheitern. Darum habe ich auch Marino ge- wählt. Ich habe dort Uhdens Palast, den ich schon gehörig reinigen und säubern lassen will. Ich arbeite in Marino wie hier. Wo ich einen Tisch habe, liebes Kind, und die Kleinen, habe ich auch die Welt. Meine einzige Angst bei diesem Entschluß ist gewesen, ob er Dir recht sein würde! Aber ich konnte nicht anders und sehe nichts als Vorteile dabei. Marino, 4. Julius Ich hatte nicht Zeit, den Brief gestern in Rom zu endigen; ich fuhr den Abend nach Marino, Wunsch kam mir mit der Adel entgegen, und die rief gleich: »Ich immer an Vater gedenkt!« Sie fiel mir so herzlich um den Hals. Wie wird sie es nicht mit Dir 197