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[ Band 2 Brief 71: Humboldt an Caroline Rom, 12. Mai 1804 ]
ist’s aus. Eine Reise nach Paris ist so etwas Gewöhnliches, und Du bist so frei, daß Du niemand über Deine Reise Rechenschaft zu geben hast. Sonst ist Alexander und die Besorgung unsrer Ge- schäfte mit Pobeheim *) ein überaus vernünftiger und hinlänglicher Grund. Wegen der Zeiten glaube ich nicht, daß Du das mindeste weder in Paris noch auf der Reise zu befürchten hast. Nur sei behutsam überall und setze Dich en règle, und wenn Du in Paris bist, schreibe mir nichts, was nicht auch schon in Zeitungen steht. Ich hätte es sehr gern gesehen, wenn Du einen Hofmeister mit nach Paris hättest nehmen können. Es ist ein Mann mehr, der Dir auf jeden Fall bliebe. Wie steht es denn überhaupt damit? Die Schwierigkeit, einen zu finden, sehe ich freilich ein, und auch darum wäre mir der Landaufenthalt bei Papa fatal. Du bist noch mehr außer Wege, und nötig ist der Hofmeister doch. Bringst Du einen guten deutschen Hofmeister mit und eine französische Köchin, liebes Kind, so bist Du göttlich. Dann ist alles in Rom, was wir brauchen. Mit Antonio geht es nur sehr mäßig. Wenn ich nicht alle Tage dasselbe äße, so käme ich nicht aus. Aber so, einen Tag ein Huhn in der Suppe, Gemüse mit Rindfleisch und weiche Eier, und den andern Suppe (mit den Überresten von Huhn für Adel und Gabriele), Gemüse mit Rindfleisch und Agnello, **) und so ewig fort. Heute haben wir ein ganzes Huhn gehabt, nun kannst Du pünkt- lich im Julius und August wissen, was wir essen. Wir befinden uns aber alle bei dieser Weisheit und Mäßigung so wohl, daß es mir immer unangenehm ist, gebeten zu werden, was auch selten ge- schieht. Nur mit dem Gemüse für die Adel ist es zum Verzweifeln. Seit der Broccoli weg ist, schmeckt nichts, auch Erbsen nicht. Heut hat sie mich gequält, Linsen machen zu lassen. Ich habe es getan, aber sie gleich: »Francesco, levate via, questo non mi piace.« ***) ——— *) Vgl. S. 156. — **) Lamm. — ***) »Nehmen Sie das fort, ich mag das nicht.« 163