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[   Band 2 Brief 70:    Caroline an Humboldt     Erfurt, 9. Mai 1804   ]


mich dadurch etwas ungemein Reizendes und eigentlich etwas Schönes,
weil es eine gewisse Stille und Ruhe dem Charakter gibt, die ich oft
bei sonst vorzüglichen Menschen vermisse, wenn es fehlt.
Theodor schickt der Adel eine selbstgemachte Komposition, zeige
sie doch Schick und grüße ihn von mir, auch Wunsch. *) Da Adel
ihn so lieb hat, muß ich ja wohl auch. Es ist wirklich ein guter
Mensch. Alle die kleinen Details, die Du mir schreibst, vergegen-
wärtigen mir unaussprechlich Dein Leben und die Existenz der kleinen
Geschöpfchen. Ich danke Dir tausendmal dafür und bitte Dich, ja
nichts so unwichtig zu glauben, daß Du es mir nicht schriebst. Du
bereitest und erhältst mir die süßeste Freude, die ich in der Entfernung
von Dir haben kann. Freilich wärst Du mir ein Trost in der Stunde
der Entbindung, und ein großer — ach, nicht da allein, Du bist immer
so lieb und mild, daß Deine Gegenwart ja immer wohltätig wirkt —
aber ich muß nun schon diesmal so hindurch. Auch bin ich eigent-
lich ruhig und habe das größte Zutraun auf Kohlrausch. Letzteres
kommt mir nicht sowohl durch seine Kenntnisse, sondern durch seine
Besonnenheit. 
Die alten Erfurter unverwüstlichen Gestalten machen übrigens
ein sonderbares Amalgama mit den preußischen Figuren. Der alte
General Kotulinsky ist vorige Woche gestorben. Aus seinem Taufschein
hat man ersehen, daß er 101 alt geworden ist. Allein seine Koketterie
hat ihm nur erlaubt 94 zu avouieren. Was meinst Du dazu?

                                                    Donnerstag morgen
Ich habe letztens hier unter alten Papieren Deinen ersten osten-
siblen Brief an mich gefunden, der eine Dissertation der Billigkeit
der Todesstrafe enthält, und in dem ich zehnmal »gnädiges Fräulein«
genannt werde. Ich habe mich recht daran ergötzt. Theodor war
letztens über unsere Kisten und Kasten hier geraten und hatte die

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*) Vgl. S. 147.

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