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[ Band 2 Brief 65: Humboldt an Caroline Rom, 21. April 1804 ]
Die Adelheid ist sehr wohl, liebe Li, aber ich muß Dir heut einen kleinen Unfall erzählen, den sie vor einigen Wochen gehabt hat und den ich Dir verschwiegen habe, weil er Dich in der Ferne hätte beunruhigen müssen. Morgen vor fünf Wochen war sie bei Moltkes einen Nachmittag ohne mich, in dem Saal, wo Bonstetten *) wohnte, und lief mit Carl. Beide Kinder fielen, und die Adel erhielt, es ist noch ein Rätsel wie, eine lange und ziemlich tiefe Wunde auf der Stirn, die gerade herunter nach dem rechten Augenbrauen zuging und im Augenbrauen endet. Du kannst Dir den Schrecken der armen Moltke denken, sie schickte gleich zu mir zu Khevenhüller, wo ich gerade Sartoris in der Konversation präsentierte. Ich fuhr gleich zu Flaguni **) und mit ihm zu Moltkes. Dort war schon Lupi. ***) Wie sie verbunden war, fuhr ich mit ihr nach Hause und blieb zu Hause. Dadurch war die Sache so bekannt geworden, daß am andern Morgen halb Rom schickte und sich nach dem Kinde erkundigen ließ. Ich machte ihr ihr Bett auf dem Sofa in der grünen Stube, und Wunsch †) und ich blieben bei ihr die Nacht. Den dritten Tag bekam sie Fieber, am 21. und 22. wieder, und nun setzte es sich in ein dreitägiges, durch unsere Kur und Sorgfalt blieb es aber schon am 30. aus, und so hat sie in allem nur sechs Anfälle gehabt. Bis dahin haben ihr Wunsch und ich alle Stunden Tag und Nacht eingegeben und auch seitdem bis erst auf zehn bis zwölf Tage; um ja in der Diät nichts zu versehen, haben wir nie ein Mädchen mit ihr allein gelassen. Ja es ist selten eine in die Stube gekommen. Wunsch ist drei Wochen lang nicht in die Sapienza ge- gangen, und ich habe nur die nötigsten Gänge gemacht. Die ganze Sache war gewiß nicht gefährlich, aber ich habe mich doch sehr geängstigt, das kann ich nicht leugnen. Mit Kohlrausch wäre es nichts gewesen, aber diese Ärzte! Lupi verschrieb alle möglichen ——— *) Der Schriftsteller Karl Viktor v. Bonstetten, Freund von Friederike Brun. — **) ***) Italienische Ärzte. — †) Junger deutscher Mediziner. 147